Es beginnt ein wenig wie ein schlechter Witz: Ein Atheist, ein Muslim und ein Christ .... Tatsächlich haben im US-Bundesstaat New York diese Woche sechs Männer erfolgreich eine Klage gegen eine Verordnung eingebracht, die ihnen das Betrachten der Sonnenfinsternis am kommenden Montag verbieten hätte sollen. Begonnen hat alles mit dem Atheisten Jeremy Zielinski. Dieser schrieb der Gefängnisverwaltung der Woodbourne Correctional Facility, dass er sich das Naturschauspiel gerne ansehen würde. Diese stimmte nach einigem Hin und Her zu und wollte Herrn Zielinski auch eine geeignete Brille zur Verfügung stellen.

Als Zielinski mitbekam, dass sich auch weitere Insassen dafür interessierten, die Sonnenfinsternis im Hof mitzuerleben, erneuerte er sein Ansuchen. Es wäre "unglaublich traurig, die einzige Person zu sein, die dieses Ereignis sehen kann", schrieb er in seinem Antrag und argumentierte, dass Sonnenfinsternisse "Ehrfurcht und tiefes Nachdenken hervorrufen". Es sei eine seltene Gelegenheit, als Menschheit zusammenzukommen und dem Leben zu frönen. Es sei sozusagen ein "religiöses Ereignis", dem sie beiwohnen müssten, um ihren Glauben zu wahren und darüber zu reflektieren. Insgesamt sechs Männer umfasst die religiöse Gruppe, darunter eben ein Atheist, ein Muslim, ein Baptist, ein Siebenter-Tag-Adventist und zwei Mitglieder der Santeria-Kirche.

Wissenschaft und Atheismus

So ist es laut Bibel nicht nur rund um den Tod Jesu zu einem sonnenfinsternisähnlichen Phänomen gekommen. Laut Überlieferungen aus den heiligen Schriften des Islam hatte sich nach dem Tod des Sohnes von Prophet Mohammed auch eine Sonnenfinsternis ereignet. Und überhaupt sei es auch für Atheisten eine Gelegenheit, die Wissenschaft und den Atheismus zu zelebrieren.

Kein Gefangener, aber zumindest die Schafe scheinen eingezäunt zu sein.
AP/Frank Boxler

Dann wurde es der Gefängnisverwaltung zunächst zu bunt. Der Staat New York ordnete am Tag der Sonnenfinsternis für die Zeit von 14 bis 17 Uhr einen Lockdown an, wonach alle Insassen in allen Gefängnissen in ihren Zellen zu verbleiben haben. Begründet wurde dies recht schwammig mit Sicherheitsbedenken. Es gehe darum, "die Sicherheit des Personals, der Besucher und der Insassen zu gewährleisten und die Unversehrtheit unserer Einrichtungen während dieses Ereignisses sicherzustellen".

Urteil ausständig

Empört darüber, dass ihnen der Blick in den Himmel verwehrt wurde, hatten Zielinski und Co Klage gegen die Verordnung eingebracht. Der Anwalt der Männer sagte, man dürfe die Religionsausübung der Insassen nicht derart beschneiden. Der Staat New York habe zudem nicht ausreichend argumentiert, worin das Sicherheitsrisiko liege. Wenn abends die Sonne untergehe, sei es ja auch für eine kurze Zeit, in der sich Insassen manchmal noch in den Freibereichen befinden, schon dunkel. Außerdem waren viele besorgt, dass es ihre letzte Sonnenfinsternis sei, wo die nächste in den Vereinigten Staaten doch erst im Jahr 2044 zu sehen sei.

Die Lösung, die man nun fand, ist, dass die sechs Männer die Sonnenfinsternis beobachten dürfen, die restlichen Insassen der New Yorker Gefängnisse aber in ihren Zellen verbleiben müssen. Der Anwalt der sechs Männer spricht von einem riesigen Gewinn, die Männer seien voller Ekstase. Man hoffe jetzt, dass es kein bewölkter oder regnerischer Tag werde am Montag, sodass die Männer "ernsthaft ihre religiösen Überzeugung praktizieren können." Die Gefängnisverwaltung betonte, dass es allen weiteren Insassen freilich offenstünde ähnliche Ansuchen zu stellen. (Fabian Sommavilla, 4.4.2024)