"Così fan tutte" mit Maria Hegele (Dorabella) und Stanisław Napierala (Ferrando).
Barbara Pálffy / Volksoper Wien

Manche wetten darum, wer am längsten die Luft anhalten kann oder welcher Fußballklub gewinnen wird. Die Pärchen Guglielmo und Fiordiligi sowie Ferrando und Dorabella wetten mit dem Tennisklubbetreiber Don Alfonso (Marco Di Sapia) darum, einander auf ewig treu zu bleiben. Klar, dass so eine Wette zum Scheitern verurteilt ist, insbesondere wenn sie die Rahmenhandlung einer Oper bildet.

In seiner Inszenierung von Mozarts Così fan tutte für das Opernstudio der Volksoper transferiert Maurice Lenhard die durchschaubare Verwechslungskomödie mit charmantem Augenzwinkern ins Heute. Der Leiter des Nachwuchsprogramms setzt eine wohlhabende Clique auf den Tennisplatz und lässt sie dort anstelle von Bällen mit der Liebe spielen.

Engelsgleich bis scharfkantig

Im Rahmen des Opernstudios wurden sechs Sängerinnen und Sänger zwei Jahre lang begleitet und präsentierten bei der Premiere am Samstagabend im Wiener Muth ihr Abschlussprojekt. Darin singen Kamila Dutkowska (Fiordiligi) und Maria Hegele (Dorabella) engelsgleich von den Qualen, die ihnen die Trennung von ihren Verlobten bereitet. Jene mussten nach Abschluss der Wette unter einem Vorwand abreisen und kehren als fremde Verehrer verkleidet zurück, um die Loyalität der Damen zu testen. Trotz Treueschwurs wechselt das gemischte Doppel bald darauf die Seiten.

Besondere Wandlungsfähigkeit beweist Jaye Simmons, die als Despina nicht nur die leicht aggressive Bedienstete und Zuarbeiterin Don Alfonsos, sondern auch einen Arzt und Notar mimt. Spielerisch geht sie von flötendem Sopran in schallendes Gelächter über und trifft auch mit verzerrter Stimme jeden Ton. Reizvolle Kanten verleihen indes Pablo Santa Cruz (Guglielmo) und Stanisław Napierala (Ferrando). Begleitet wird das Spiel vom Volksopernorchester unter dem Dirigat von Gregor Hanke (Kammerfassung: Malte Kroidl).

Christina Geiger tauchte die Bühne in sattes Grün – vom kunstrasigen Boden über das Tischtuch bis hin zum Kaminsims. Bei den in Weiß gehaltenen Outfits tobte sie sich ebenso gekonnt aus: Don Alfonso hüllte sie in einen funkelnden Trainingsanzug und Dorabella in ein anmutiges Tennisdress mitsamt tennisuntauglichen, dafür schicken Stöckelschuhen. Wenn Bügeleisen als Defibrillator herhalten müssen und Tennisbälle den Brautstrauß schmücken, dann sieht man, wie amüsant Oper verpackt werden kann. (Patricia Kornfeld, 8.4.2024)