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In manchen Positionen ist eben auch darauf zu achten, welche Informationen man bei einer Buchveröffentlichung preisgibt.
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Ein eher peinlicher Patzer bei der Veröffentlichung eines Buches führte dazu, dass die geheime Identität des Leiters einer israelischen Spionageeinheit, bekannt als "Einheit 8200", versehentlich aufgedeckt worden ist. Die Einheit, die eigentlich für ihre nachrichtendienstlichen Fähigkeiten berühmt ist, spielt eine zentrale Rolle in der Sicherheitsarchitektur Israels – vergleichbar mit der Position der NSA in den Vereinigten Staaten.

Yossi Sariel, der Chef der Einheit, hatte auf Amazon unter einem Pseudonym ein Buch mit dem Titel "The Human Machine Team" veröffentlicht. Sariel soll das Buch mit Genehmigung der Israel Defence Forces (IDF) geschrieben haben, nachdem er ein Jahr lang an der US National Defense University in Washington als Gastwissenschafter tätig war. Dort sprach er sich für den Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) zur Umgestaltung der modernen Kriegsführung aus.

Das Buch richtet sich an hochrangige militärische Befehlshaber und Sicherheitsbeamte und formuliert ein Konzept, das auf die Synergie zwischen Menschen und KI abzielt, anstatt völlig autonome Systeme zu entwickeln. Es spiegelt Sariels Ehrgeiz wider, ein "Vordenker" zu werden, zitiert der "Guardian" einen ehemaligen Geheimdienstmitarbeiter. In den 2000er-Jahren war Sariel ein führendes Mitglied einer Gruppe von Spionen, die unter dem Namen "the choir" bekannt war und sich für eine Überarbeitung der Praktiken des israelischen Geheimdienstes einsetzte.

Die Identität von Sariel kam ans Licht, als man die E-Mail-Adresse, die in der Digitalversion des Buches gefunden wurde, mit seinem Namen und einem Google-Konto in Verbindung bringen konnte. Ursprünglich war diese Adresse dafür gedacht, Fragen bezüglich des Buches zu beantworten, wie ein Sprecher der IDF gegenüber dem "Guardian" erklärte. Details darüber, wie es genau zur Aufdeckung kam, wurden nicht weiter erläutert.

Umstrittene Leitung

Sariels Führung der Einheit 8200 ist mittlerweile umstritten, vor allem nachdem die Einheit den tödlichen Hamas-Angriff im Vorjahr nicht verhindern konnte. Am 7. Oktober wurden dabei fast 1.200 Menschen getötet, und rund 240 Personen sind entführt worden. Die für ihre Aufklärungskompetenz bekannte Einheit sah sich seither der Kritik ausgesetzt, zu sehr auf moderne Technologien zu setzen und dabei grundlegende Aufklärungsmethoden zu vernachlässigen.

Besonders umstritten ist Sariels Begeisterung für KI im militärischen Bereich. In seinem Buch befürwortet er speziell KI-gestützte Systeme zur Zielanalyse, die auch von den IDF zur Entscheidungsfindung bei Angriffen auf den Gazastreifen eingesetzt worden sein sollen. Diese KI-Systeme versprechen, theoretisch bei der völkerrechtskonformen Auswahl militärischer Ziele zu helfen, und sollen menschliche Geheimdienstmitarbeiter bei der Auswertung unterstützen.

Kritische Stimmen innerhalb des Nachrichtendienstes bemängeln laut "Guardian" jedoch, dass der Fokus auf neue Technologien traditionelle Aufklärungsmethoden nur in den Hintergrund gedrängt habe – und so unter anderem zum Versagen am 7. Oktober beigetragen habe. (bbr, 8.4.2024)