Kinder würden sich im Internet zwar sicher fühlen, beim Umgang mit gefährlichen oder missbräuchlichen Inhalten aber alleine gelassen. So lautet ein Ergebnis der Studie "VOICE Projekt", initiiert durch die Kinderschutzorganisationen Terre des Hommes Netherlands, ECPAT und Eurochild. Bei einem Pressegespräch am Mittwochvormittag warnte indes ECPAT Österreich: Sexuelle Ausbeutung von Minderjährigen im Internet nehme zu.

Kinder und das Internet: Ein kompliziertes Thema.
IMAGO/Zoonar

Insgesamt 483 Kinder und 6.618 Betreuungspersonen - Eltern inkludiert - aus Europa, Asien und Südamerika haben beim Projekt ihr Empfinden zur Sicherheit von Minderjährigen im Internet ausgedrückt. Hierzulande haben sich 39 Jugendliche zwischen zwölf und 17 Jahren in Fokusgruppen mit dem Thema Online-Sicherheit auseinandergesetzt, 508 erwachsene Österreicher wurden elektronisch befragt.

90 Prozent der Kinder fühlen sich laut Erhebung auf gängigen Online-Plattformen sicher. Über die Gefährdungen im Netz seien sich die Minderjährigen aber trotzdem bewusst. Dieser Gegensatz führe bei jungen Internetnutzern schließlich zu einer Normalisierung von Risiken als notwendiges Übel.

Unterschiedliche Bedürfnisse

Dabei zeige sich eine Kluft in der Kommunikation. 90 Prozent der Betreuerinnen und Betreuer glauben, das Online-Verhalten ihrer Kinder ausreichend zu kennen - Minderjährige seien vom Gegenteil überzeugt. Aber Kinder "wollten auch nicht, dass ihre Betreuer alles wissen, was passiert", erklärt VOICE-Studienleiterin Eva Notté. Junge Menschen würden sich beim Surfen "auf ihren Instinkt" verlassen, das erhöhe die Gefahr von missbräuchlichen Angriffen.

Gleichzeitig würden Minderjährige tendenziell nur im äußersten Fall mit Erwachsenen über Gefahren im Netz sprechen, etwa bei konkreten Übergriffen. Erwachsene sowie junge Menschen sähen sich jeweils selbst in der Verantwortung für ihre Online-Sicherheit und aus diesem Grund, so Notté, "alleine gelassen".

"Diese Normalisierung von Risiken muss für uns ein Signal sein, für uns Erwachsene und politische Institutionen", plädierte Waltraud Gugerbauer, Geschäftsführerin von ECPAT Österreich. Bei der österreichischen Meldestelle "Stopline" hätte es 2024 bisher über 7.000 zutreffende Meldungen zum sexuellen Missbrauch von Kindern gegeben. Global wiederum habe die Internet Watch Foundation einen "noch nie da gewesenen Anstieg" von Websites gemeldet, die eine Manipulation von Kindern unter zehn Jahren zu sexuellen Handlungen zeigen.

"Die Meldungen steigen jährlich und nach wie vor haben wir keine wirksamen regulatorischen Schritte gesetzt", kritisiert Gugerbauer. Kinder wünschen sich laut VOICE-Studie mehr Sicherheitsmaßnahmen durch Regierungen und Online-Plattformen - lehnen dabei aber Einschränkungen der Privatsphäre ab. (APA, 10.4.2024)