Die Meldungen überschlugen sich, Poster verbreiteten auf X hastig Screenshots der Flugverfolgungplattform Flightradar24, die eine stark verringerte Zahl von Flugzeugen über dem Iran zeigen sollten. Zuvor hatte die iranische Nachrichtenagentur Mehr eine etwas verwirrende Meldung verbreitet, wonach der Luftraum im Westen des Landes gesperrt sei. Ein Schritt, der oft zu Beginn von Kriegen gesetzt wird, um so zivile Flugzeuge zu schützen. Wenig später kamen die Korrekturen: Nur ein kleiner Teil nahe der Hauptstadt Teheran sei wegen Militärübungen nicht zugänglich, und das auch nur in einer bestimmten Höhe. Eine Routineangelegenheit, wie sie immer wieder vorkommt.

Dass sich die Meldung dazu so schnell verbreitete, zeigt aber, wie sehr die Nerven derzeit blankliegen. Rund eineinhalb Wochen nach dem Luftschlag Israels auf ein Konsulatsgebäude des Iran in Damaskus, bei dem ein General der Revolutionsgarden getötet wurde, wartet man im Nahen Osten auf die Reaktion aus Teheran. Dass es eine solche geben soll, hatte die iranische Führung mehrfach angekündigt – und zwar offenbar nicht nur öffentlich, sondern auch auf diplomatischen Kanälen.

"Eisenfeste" US-Unterstützung

Den USA sei signalisiert worden, Washington solle nicht "in die Falle von [Israels Premier Benjamin] Netanjahu" gehen und Israel bei einem Angriff verteidigen, meldeten US-Medien. Dass man genau dies im Falle eines Angriffs aber jedenfalls tun würde, bekräftige in der Nacht auf Donnerstag noch einmal Präsident Joe Biden. Der Schutz Israels vor dem Iran und dessen Stellvertretern sei "eisern", sagte Biden bei einer Pressekonferenz mit Japans Premier Fumio Kishida.

Im Iran wird Israels Verteidigungsminister Joaw Gallant und hohen Generälen Vergeltung angedroht.
via REUTERS/Majid Asgaripour

Zuvor hatten auf Bitten der USA die Außenminister mehrerer arabischer Staaten in Teheran angerufen und die Notwendigkeit der Deeskalation betont. Womöglich vergeblich: Das "Wall Street Journal" meldete am Donnerstag, US-Geheimdienste würden von einem baldigen "Vergeltungsangriff" des Iran auf Israel ausgehen. Dieser werde, so befürchte man, vom Gebiet des Iran aus erfolgen statt, wie üblich, durch die mit dem Iran verbündeten Milizen in der Region. Für diesen Fall hatte Israel zuletzt einen Gegenschlag auf das Staatsgebiet des Iran in Aussicht gestellt – was die Sorge vor dem Ausbruch eines Regionalkrieges nährte. Vor diesem Hintergrund reiste am Donnerstag auch der Kommandant der US-Truppen in der Region, der Centcom, Michael Kurilla, zu Gesprächen nach Israel.

Kinder Hanijas getötet

Die zusätzlichen Spannungen erschweren auch die weiter laufenden Gespräche über einen möglichen Deal zur Befreiung der Geiseln und einer Waffenruhe im Gazastreifen, die am Mittwochabend auch eine neue persönliche Dimension bekamen. Bei einem Luftangriff Israels auf Al-Shati im Norden des Gazastreifens sind nach Angaben der Hamas drei Söhne und Enkelkinder des Hamas-Auslandschefs Ismail Hanija getötet worden.

Der in Katar lebende dreizehnfache Vater teilte mit, er "danke Gott für diese Ehre, die er uns mit dem Märtyrertod meiner drei Söhne und einiger Enkelkinder erwiesen hat". Neben den anhaltenden Luftangriffen hat Israel laut eigener Mitteilung im zentralen Gazastreifen auch erneut einen Kommandoeinsatz durchgeführt. Dieser habe sich gegen "Terrorinfrastruktur" gerichtet. (Manuel Escher, 11.4.2024)