"The drama of it all", heißt es in der Ankündigung. Der Abend hält, was sie verspricht.
Elif Gündüz

Wer ist eigentlich gerade so richtig großartig? Taylor Swift, Rihanna, Beyoncé oder Helene Fischer – und wo zum Kuckuck ist Conchita Wurst geblieben? Keine Sorge, das echte Wahre geht oft gar nicht unter. Es macht nur Pause, bevor ein Revival kommt, wie zum Beispiel bei Christina Stürmer oder Evandro Pedroni. Letzterer ist gerade einer von zwei Stars in dem neuen Tanzstück Turning Point des Wieners Mzamo Nondlwana.

Der Tänzer Pedroni selbst ist zwar kein echter Star, aber er kann wahre Größen wie Conchita lustig parodieren. Dieser Behauptung würden die meisten im Publikum bei der Uraufführung von Nondlwanas Wendepunkt-Show mit explizitem "Wuwu!" zustimmen.

Aber Pedronis Parodie ist nicht alles in dieser charakteristisch postpostmodernen Tanzperformance. Erstens tritt darin Nondlwana selbst auf, ebenfalls parodierend und entzückend wie immer. Und es gibt noch Musik plus Gesang (Lens Kühleitner) und Visuals mit Liveprojektion (Maanila Santos de Moraes). Doch das reicht noch lange nicht, denn bei Turning Point tritt noch etwas auf – tadaa, "the drama of it all", wie es in der Ankündigung heißt!

Fast ausgelöffelte Suppe

Of it all? Nicht ganz. Da wären noch Kleinigkeiten wie Klima- und Kriegsdramen, Umweltvernichtung, Kontrollkapitalismus, also diese nicht ganz so sexy Sachen. Die sind hier ausgelassen. Logisch, denn Nondlwanas klamaukige Lifestyle-Show mit Buchstabeneinlage der queeren, afroamerikanischen Schriftstellerin Audre Lorde soll einfach locker machen.

Die Zielgruppe quittierte die Premiere mit Standing Ovations. Warum nicht, "the drama of it all" ist sowieso nur eine Floskel. Wer in einer fast ausgelöffelten Suppe paddelt, kann umso weiter hinauf zum Horizont des Tellerrands schauen. Und staunen. Denn Turning Point bietet so unverfälscht nichts Neues, dass es gut verdaulich bleibt wie eine aufgewärmte Bouillon. Großartig eben. (Helmut Ploebst, 12.4.2024)