Das Bild zeigt ein Smartphone mit Broadcom-Schriftzug am Display
Nach Kundenbeschwerden über Broadcom: Die EU-Wettbewerbsbehörde hat angekündigt, den Fall genauer unter die Lupe zu nehmen.
Reuters/Ruvic

Der US-amerikanische Chiphersteller Broadcom ist wegen Änderungen an den Lizenzbedingungen des neu übernommenen Cloud-Computing-Unternehmens VMware ins Visier der EU-Kartellbehörden geraten. Zuvor hatten Kunden und der Verband CISPE dem neuen VMware-Eigentümer Broadcom Erpressung vorgeworfen. Die EU-Wettbewerbsbehörde sagte, sie habe eine Anfrage an Broadcom gestellt, um den Sachverhalt zu untersuchen.

"Die Kommission hat Informationen erhalten, die darauf hindeuten, dass Broadcom die Bedingungen für die Softwarelizenzierung und den Support von VMware ändert", sagte ein Sprecher der EU-Kommission Anfang der Woche.

Verzwölffachte Preise

Der Chef eines betroffenen Cloud-Anbieters aus Österreichs sagte zur APA, die Branche hoffe auf ein Einschreiten Brüssels. Es brauche Übergangsfristen von ein bis zwei Jahren. Er verglich die Abhängigkeit der Cloudbranche von VMware mit der eines Patienten von seinem Herzschrittmacher.

Broadcom hatte alle VMware-Lizenzen einseitig gekündigt. Wer die neuen Vertragsbedingungen nicht bis Ende April akzeptiere, nutze VMware-Software ab 1. Mai rechtswidrig. Laut CISPE, zu dessen Mitgliedern Amazon und 26 kleine EU-Cloud-Anbieter gehören, hat Broadcom die Preise teilweise verzwölffacht.

Änderungen angekündigt

Beltug, ein belgischer Verband von Geschäftsanwendern, und seine Pendants Cigref aus Frankreich, die CIO-Plattform Nederland und VOICE Deutschland hatten im März ihre Beschwerden an die EU-Kartellchefin Margrethe Vestager, den EU-Industriekommissar Thierry Breton und Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen gerichtet.

In dem gemeinsamen Brief beschwerten sich die Kunden über plötzliche Änderungen der Richtlinien und Praktiken von Broadcom, einer Neubündelung von Lizenzen, einem Verbot des Weiterverkaufs von Lizenzen und einer Weigerung Broadcoms, die Sicherheitsbedingungen für unbefristete Lizenzen aufrechtzuerhalten.

Einige der Änderungen von VMware waren bereits vor der Übernahme durch Broadcom in Planung, sagte eine Person mit direkten Kenntnissen der Angelegenheit gegenüber Reuters. Um der Kritik entgegenzuwirken, kündigte Broadcom am Montag Änderungen für VMware-Kunden an.

Problematische Übernahme

Laut APA-Informationen beschäftigen sich auch die Kartellbehörden mehrerer EU-Staaten mit VMware. Dabei geht es um die Frage, ob der Softwareanbieter eine marktbeherrschende Stellung missbraucht.

Der US-Chiphersteller Broadcom hatte die 69 Mrd. Dollar schwere Übernahme des Softwareunternehmens VMware im November 2023 unter Dach und Fach gebracht. Zuvor hatten die Kartellbehörden der EU und anderer Staaten den Kauf trotz anfänglicher Wettbewerbsbedenken abgesegnet. (APA, red, 18.4.2024)