Der Hausverstand ist jener Verstand, den man, wie der Name schon sagt, von Haus aus hat. Globale Klimamodelle zum Beispiel kann man eher nicht von Haus aus erstellen. Dafür haben sich einige Menschen intensiv mit diesen auseinandergesetzt, haben jahrelang studiert. Man nennt sie Wissenschafterinnen und Wissenschafter. Der Politik stehen sie zur Verfügung, wenn es gilt, in einer komplexen Welt schwerwiegende Entscheidungen zu treffen.

Bundeskanzler Karl Nehammer und der EU-Spitzenkandidat der ÖVP Reinhold Lopatka im Februar 2024.
Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) und der EU-Spitzenkandidat der ÖVP, Reinhold Lopatka, haben ihren Berater, den Hausverstand, immer dabei.
REUTERS/LEONHARD FOEGER

Doch die ÖVP setzt lieber auf den "Hausverstand". EU-Spitzenkandidat Reinhold Lopatka tingelt schon seit einigen Wochen mit seinem ganz persönlichen Hausverstand durchs Land, mit dem er etwa die Herausforderungen von Migration, Wirtschaftsstandort und Klimakrise bewältigen will. Wow! Was hat der Mann studiert? Theologie und Rechtswissenschaften.

Österreich bleibt Autoland

Aber auch der gelernte Kommunikationsprofi Bundeskanzler Karl Nehammer hört auf seinen Hausverstand, und der sagt ihm: Österreich bleibt ein Autoland – Dekarbonisierung, nein danke! Glauben die das wirklich? Wahrscheinlich nicht.

Nicht nur in Österreich beweisen konservative Parteien, dass sie die Tradition des "Konservierens", also auch des Erhalts des Planeten, nur im Namen tragen. Sie spielen auf der Klaviatur der radikalen Populisten. Statt ehrliche, vernünftige Wege in die Zukunft aufzuzeigen, setzt man auf das Vorgaukeln einfacher Antworten, also auf den Hausverstand. Doch der wird nicht einmal für einen Wahlerfolg genügen. (Colette M. Schmidt, 29.4.2024)