Frauenhände, die sich bei einem Seifenspender bedienen
Zu Hause reicht es, sich die Hände mit Seife zu waschen, aber in Gesundheitseinrichtungen müssen Hände, Instrumente und Umgebung mit alkoholbasierten Desinfektionsmitteln behandelt werden.
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Eigentlich ist es ja gar nicht so schwierig, die Sache mit dem Händewaschen. Sie erinnern sich bestimmt noch an die Anleitungen aus Pandemiezeiten: Seife verwenden, dann so lange schrubben, dass man gedanklich zweimal Happy Birthday singen kann, und bloß die Fingerzwischenräume nicht vergessen!

Aber ausgerechnet in Spitälern ist die Händehygiene längst nicht ausreichend, bekritteln Fachleute immer wieder. Denn jedes Jahr sterben in Österreich 4500 bis 5000 Menschen an Krankenhauskeimen, also infolge von bakteriellen Infektionen, DER STANDARD berichtete dazu etwa hier.

Korrekte Händedesinfektion in den Spitälern könne diese Zahl "mit großer Wahrscheinlichkeit deutlich" reduzieren, betont die Semmelweis Foundation, ein gemeinnütziger und unabhängiger Verein, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, das öffentliche Bewusstsein für die Notwendigkeit von richtig angewendeter Spitalshygiene zu schaffen beziehungsweise zu stärken. Namensgeber ist der Arzt Ignaz Semmelweis, Wiener Chirurg, Geburtshelfer, Begründer der evidenzbasierten Medizin und "Erfinder" der Handhygiene.

Jedes zehnte Bett für vermeidbare Infektion

Die mangelnde Händehygiene sei zudem auch eine erhebliche finanzielle Belastung des Gesundheitssystems, wie eine Erhebung des Instituts für Höhere Studien (IHS) aktuell zeigt. Der finanzielle Schaden durch zusätzlich nötige Behandlungstage nach im Spital erworbenen Infektionen belaufe sich auf mindestens 281 Millionen Euro pro Jahr.

Das liegt daran, dass die zunehmende Verbreitung von antibiotikaresistenten Bakterien zur Folge hat, dass sich viele dieser Infektionen nicht mehr angemessen behandeln lassen und Menschen teilweise nach harmlosen Eingriffen oder Wundversorgungen schwer erkranken.

In Österreich würden sich Schätzungen zufolge jedes Jahr 95.000 Patientinnen und Patienten im Zuge diagnostischer oder therapeutischer Maßnahmen in Gesundheitseinrichtungen anstecken, ein Teil davon mit herausfordernd zu behandelnden, oft multiresistenten Erregern. Durchschnittlich jedes zehnte Bett würde deshalb für einen Patienten oder eine Patientin mit einer Gesundheitssystem-assoziierten Infektion benötigt, schätzt man beim IHS.

Um das Bewusstsein für dieses Thema zu schärfen, hat die Weltgesundheitsorganisation vor 14 Jahren den Internationalen Tag der Händehygiene ins Leben gerufen. Seither findet er jedes Jahr am 5. Mai statt – das Datum 5.5. als Analogie zu den fünf Fingern einer Hand.

Personalmangel und Zeitdruck oft Ursache für mangelhafte Händehygiene

Mit den 281 Millionen Euro, auf die der finanzielle Schaden geschätzt wird, könnte man etwa 5000 Pflegekräfte zusätzlich anstellen, rechnet man bei der Semmelweis Foundation vor. Denn verursacht würden die Infektionen meist durch mangelhafte Hygiene oder die Nichteinhaltung präventiver Maßnahmen aufgrund organisatorischer oder struktureller Umstände, etwa Personalmangel und Zeitdruck in den Spitälern.

"Die korrekt ausgeführte und alkoholbasierte Händedesinfektion spielt eine entscheidende Rolle. Zu Hause reicht es, sich einfach nur die Hände mit Seife zu waschen, aber in Gesundheitseinrichtungen müssen Hände, Instrumente und Umgebung mit alkoholbasierten Desinfektionsmitteln behandelt werden", sagte Johannes Culen, Generalsekretär der Semmelweis Foundation.

Als Gegenmaßnahmen seien eine Stärkung der Rolle des Hygienepersonals in Gesundheitseinrichtungen nötig, die Einbeziehung der Patienten sowie verbindliche und bundesweit einheitliche Standards, wie es im Positionspapier der Plattform Kampf gegen Krankenhauskeime heißt. Ein Schritt in die richtige Richtung wäre zudem das Masterstudium Krankenhaushygiene, das seit mehr als sieben Jahren auf Umsetzung warte. (poem, 3.5.2024)