Dass auch Spitzenpolitiker in die Free2Play-Kostenfalle tappen können, zeigte vor ein paar Jahren das Beispiel von Ex-Vizekanzler Heinz-Christian Strache (FPÖ). Auf Kosten seiner Partei soll dieser nämlich monatlich 2000 bis 3000 Euro in Clash of Clans investiert haben, um dort unter dem Usernamen "Heinrich" zu reüssieren. Ein Fall aus dem US-Bundesstaat Pennsylvania legt nun dar, dass auch ein religiöses Würdenamt nicht vor den digitalen Verlockungen von Mikrotransaktionen schützt.

Lawrence K., ein katholischer Pastor aus Pottstown, soll Gelder seiner Pfarre veruntreut haben, um sein digitales Alter Ego in verschiedenen Smartphone-Spielen aufzurüsten. Für Games wie Candy Crush und Mario Kart Tour soll der 51-Jährige über einen Zeitraum von knapp drei Jahren rund 40.000 Dollar ausgegeben haben. Immerhin: Der Geistliche zeigt sich reuig, berichtet der Philadelphia Inquirer.

Lawrence K. konnte den Versuchungen von "Candy Crush" und "Mario Kart Tour" nicht widerstehen.
AP/Gerald Herbert

Buchhaltung schlug Alarm

Begonnen hatten die fraglichen Einkäufe demnach im September 2019 und dauerten bis in den Juli 2022 an. Zu diesem Zeitpunkt war der Buchhaltung der Kirchengemeinde die Vielzahl der Transaktionen über K.s Apple ID schließlich aufgefallen. Die Erzdiözese von Philadelphia leitete schließlich eine Untersuchung ein. Als Folge dieser wurde K. im November 2022 seines Amtes enthoben und beurlaubt.

Polizeiliche Ermittler führten die Aufarbeitung der Transaktionen fort und entdeckten neben den Ausgaben für Handyspiele auch ein vom Priester betriebenes Amazon-Konto, über welches er mit einer Kreditkarte der Diözese Geschenke gekauft und an die Adresse seiner Patentochter geschickt hatte.

Betrugsanklage

Als die Ermittler bei ihm vorstellig wurden, gab sich K. reumütig. Er sei mittlerweile in Therapie, sein Suchtproblem in Behandlung, und er sei von sich selbst enttäuscht, dass er es so weit habe kommen lassen. Allerdings dementierte er, dass er die Kreditkarten seiner Kirche absichtlich für die Mikrotransaktionen und Amazon-Bestellung genutzt habe. Dies sei versehentlich passiert, weil diese mit seinem Handy verbunden seien, um genehmigte Ausgaben für die Diözese zu tätigen. Gefunden wurde auch eine Überweisung von seinem Privatkonto in der Höhe von 10.000 Dollar, um einen Teil der Kreditkartenabrechnungen der Kirchengemeinde zu begleichen. Zudem hatte er auch einen Scheck für "Rückerstattungen an die Kirchengemeinde" in der Höhe von 8000 Dollar nebst einem Entschuldigungsschreiben an seinen Nachfolger geschickt.

Die Bereichsleiterin der Pfarre glaubt allerdings nicht, dass K. die Kreditkarten der Kirche versehentlich für seine Spielausgaben verwendet hatte. Laut ihrer Aussage hatte sie ihn schon vor der Untersuchung auf verschiedene Abrechnungposten angesprochen und davor gewarnt, private und berufliche Ausgaben zu vermischen. K. wurde mittlerweile wegen Betruges und verwandter Delikte angeklagt. Er befindet sich nach einer Hinterlegung einer Kaution von 250.000 Dollar auf freiem Fuß. (red, 6.5.2024)