Wien - Der Wiener Kinderpsychiater Walter Spiel ist wenige Tage vor seinem 83. Geburtstag gestorben. Der Mediziner war Begründer der österreichischen Kinder- und Jugendneuropsychiatrie. Sein wissenschaftliches Werk umfasst über 400 Publikationen.

"Walter Spiel zeichnete sich als humanistisch gebildeter Arzt, hervorragender Lehrer und wissenschaftlicher Initiator mit einem sicheren Gespür für neue Forschungsfelder aus", sagt Max Friedrich, Vorstand der Uniklinik für Neuropsychiatrie des Kindes- und Jugendalters im AKH Wien, zu dessen Tod.

1950 wurde Spiel beauftragt, sich in Europa umzusehen und Kontakte mit kinderpsychiatrisch interessierten Kollegen aufzunehmen. Daraus bildete sich der Forscherkreis der Union der Europäischen Pädopsychiater. In der vormals psychiatrischen-neurologischen Universitätsklinik errichtete er 1950 ein Kinderzimmer, danach die Station und schließlich 1975 die unabhängige Universitätsklinik für Neuropsychiatrie des Kindes- und Jugendalters, der er bis 1991 vorstand.

Soziales und Forensik

Spiel war 1975 bis 1979 Präsident der Europäischen Vereinigung der Kinderpsychiater und erhielt österreichische und internationale Auszeichnungen für seine wissenschaftliche Arbeit - von der Kinderneurologie über die klassische Kinderpsychiatrie bis zu Psychotherapien für Kinder und Jugendliche, Forensik und Sozialpsychiatrie. Als besondere Publikationen streicht Neurologe Friedrich ein Standardwerk über die Psychotherapien von Kindern und Jugendlichen und die Herausgabe von zwei Bänden des Standardwerks "Die Psychologie des 20. Jahrhunderts" hervor.(DER STANDARD, Print-Ausgabe, 23. 12. 2003)