Honor Magic V2
Texte lesen macht auf einem großen Display einfach mehr Spaß.
aam

Das ist es! Ein dünnes Falthandy, technisch kompetent, ordentliche Kamera, und Google-Dienste wie Youtube oder Gmail sind auch verfügbar. Das Honor Magic V2 lässt bei eigentlich allen Checkboxen ein kleines grünes Häckchen machen. Perfekt ist es dennoch nicht, aber es zeigt, dass die Richtung stimmt. Zumindest für jene Leute, die sich auf ein kleines Abenteuer einlassen wollen – und ein wenig Kleingeld auf der Seite haben. Günstig ist der Spaß nämlich aktuell noch nicht.

Vorteile eines Tablets

Derzeit nutze ich ein iPhone 15 Pro Max. Für viele schon zu groß in seinen Abmessungen, aber wenn man darauf wirklich alles macht, also Mails schreiben, Videos schauen und ein bisschen zocken, dann lohnt sich das Upgrade auf ein größeres Display. Nun lege ich das Magic V2 daneben und merke, dass die beiden Geräte nahezu gleich dick sind. Weniger als einen Millimeter mehr weist das Falthandy von Honor auf, was tatsächlich nicht ins Gewicht fällt im täglichen Gebrauch, sprich beim Einstecken in eine größere Hosentasche. Auch das Display selbst ist mit 6,43 Zoll im geschlossenem Zustand noch sehr ordentlich. Vor allem deshalb, weil man ein ganz gutes Format (20:9) gewählt hat und nicht dieses schmale Design, das etwa in der Fold-Reihe von Samsung zu finden ist.

Aber bevor wir noch ein paar technische Daten herunterrattern, reden wir doch einfach mal über das Hauptfeature: das 7,92 Zoll große Display, das sich zu erkennen gibt, sobald man das V2 aufklappt. Es ist einfach wunderbar, wenn man auf solch einem großen Display Mails lesen und beantworten kann. Auf der einen Seite die einzelnen Nachrichten, auf der anderen Seite des Bildschirms die Inhalte der jeweiligen Mail. Ähnlich verhält es sich beim Betrachten von Fotos oder dem Lesen von Website-Texten. Neuer Artikel zu Musk beim STANDARD? Ein politischer Skandal oder News aus der Tech-Welt? Während man auf schmalen Displays hier ab einem gewissen Alter zur Brille greifen muss, bleibt einem das bei dieser Tablet-ähnlichen Größe meist erspart. Ebenfalls praktisch und an dieser Stelle zu erwähnen ist die Möglichkeit, dass man auch zwei Apps nebeneinander laufen lassen kann.

Natürlich hat das nahezu quadratische Display nicht nur Vorteile. Videos beispielsweise profitieren praktisch gar nicht und können genauso gut im geschlossenen Zustand genossen werden. Das trifft auch auf einige Spiele zu, die mit dem ungewöhnlichen Format nichts anfangen können und das Bild dann verzerren, anstatt die neue Größe sinnvoll auszunutzen.

Auf der technischen Seite fällt die Mulde in der Mitte des großen Displays natürlich auf, als wirklich störend wurde sie im Test allerdings nicht empfunden.

Honor Magic V2
Schickes Design und kaum dicker als ein aktuelles iPhone Pro Max.
aam
Honor Magic V2
Drei Farben bietet Honor für das V2 an. Neben Schwarz gibt es auch dieses schicke Lila.
aam

Helles Handy

An der Verarbeitung gibt es auch gar nichts auszusetzen. Das Gerät fühlt sich sehr wertig an, die matte Rückseite erlaubt zudem keine lästigen Fingerabdrücke. Auf der Seite findet sich ein Ein- bzw. Ausschaltknopf, der gleichzeitig der flott reagierende Fingerscanner sein kann, wenn man das Smartphone auf diese Weise entsperren will. Lauter- und Leisertaste finden sich gleich darüber, geladen wird über den unten am Gerät angebrachten USB-C-Stecker, der immerhin 66 Watt kabelgebundenes Laden unterstützt. Außerdem gibt es noch Stereo-Lautsprecher, die ihre Aufgabe wunderbar meistern, guten Klang an unsere Ohren zu bringen, ein Klinkenstecker findet sich, wie so oft dieser Tage bei Smartphones in dieser Preisklasse, nicht.

Schön auch zu sehen, dass das Innen- und das Außendisplay gleichermaßen zu begeistern wissen. Beide erlauben einen großzügigen Blickwinkel, kräftige Farben und einen ausreichenden Helligkeitswert, auch wenn das Außendisplay mit 2500 Nits schon deutlich vor dem Innendisplay mit 1600 Nits liegt. Wenn man nicht gerade unter der direkten Sonneneinstrahlung leidet, sind allerdings beide Displays in praktisch jeder Lebenslage gut einsetzbar.

Die variable Bildwiederholrate zwischen 1 und 120 Hz ist ja mittlerweile schon fast Standard geworden, zumindest im Android-Bereich, das Body-zu-Display-Verhältnis ist mit 90,4 Prozent in jedem Fall superbeeindruckend und zeigt, wie wenig Rand ein Smartphone heute braucht.

Power unter der Haube

Ein gelegentlich diskutierter Punkt zum Erscheinen in anderen Ländern, Österreich ist ja in diesem Fall später Nachzügler, ist die technische Ausstattung in Sachen Prozessor. Im V2 werkt nämlich der Qualcomm Snapdragon 8 Gen 2, von dem es bereits einen Nachfolger gibt. Bei einem Gerät dieser Preisklasse dürfte man sich wohl die aktuellste Technik erwarten, auch wenn es in den meisten aktuellen Anwendungen wenig bis gar nicht auffallen sollte. Das Wechseln zwischen Apps, das synchrone Umschalten zwischen Außen- und Innendisplay sowie das Öffnen und Schließen von Anwendungen – alles geht praktisch ohne spürbare Verzögerung.

Weiters verbaut sind 16 GB RAM und 512 GB Speicher (nicht erweiterbar). Der 5000-mAh-Akku bringt sicher durch den Tag, selbst wenn man immer wieder das große Display für Anwendungen bemüht. 66-Watt-Supercharging ist gut, auch wenn andere Hersteller bei ihren Topgeräten schon bis zu 100 Watt bieten. Ein weiterer Wermutstropfen ist, dass kabelloses Laden nicht unterstützt wird.

Kein Fotohandy, aber ...

Die meisten Flagship-Handys in den letzten Monaten und fast Jahren legten einen großen Fokus auf ihre Kameras. Beim Magic V2 ist das eine eher untergeordnete Funktion, auch wenn das Setup aus drei Kameras kein schlechtes ist. Die Hauptkamera mit 50 Megapixel (f/1.9), das Ultraweit-Modul mit ebenfalls 50 Megapixel (f/2) und die Telelinse mit 20 Megapixel (f/2.3), sie alle bieten neben dem Schießen von schicken Fotos auch eine sehr gute Bildstabilisierung (Optical Image Stabilization). Videos werden mit bis zu 4K und 60 Bildern pro Sekunde aufgenommen, die Influencer unter uns freuen sich über zwei Selfie-Kameras, von denen eine auf der Innen- und eine auf der Außenseite platziert wurde. Auf dem Papier sind sie identisch ausgerüstet, mit 16 MP (f/2.2), das heißt, hier ist man flexibel.

Wer sich von diesen Kameras Fotos wie von anderen 1500 bis 2000 Euro teuren Smartphones erwartet, die auch im Marketing ihren Fokus auf dieses Feature setzen, der wird enttäuscht sein. Für normale Urlaubsfotos oder den Alltag sind sie natürlich ausreichend, aber wer gerne in der Nacht fotografiert oder auch Anforderungen an die Zoom-Funktion der Kameras hat, der wird hier eher enttäuscht sein. Wegen der Kameras kauft man dieses Gerät mit Sicherheit nicht.

Honor Magic V2
Für den Alltagsgebrauch und ein paar schöne Aufnahmen reicht das Kamera-Setup allemal.
aam
Honor Magic V2
Je besser die Lichtverhältnisse, desto besser die Fotoqualität.
aam

Was wir fast vergessen hätten

Telefonieren kann man auch mit einem Falthandy, was genauso gut oder schlecht wie mit anderen aktuellen Geräten funktioniert. Die Sprachqualität ist gut, das Smartphone ist so designt, dass man es auch länger mal ans Ohr halten kann. Viele werden aber ohnehin mit Bluetooth-Kopfhörern sprechen. Beim Empfang war ebenfalls kein Nachteil gegenüber anderen Smartphones festzustellen, GPS und andere Dinge dieser Art waren ohne Probleme zu nutzen. Reisende werden trotz Dual-SIM-Tray eine eSIM-Funktion vermissen, und auch die fehlende IP68-Unterstützung gegen stärkere Wasserangriffe von oben schmerzt.

Weil wir gerade am Jammern sind: In der Verpackung findet sich kein Ladegerät, nur ein passendes USB-C-Kabel. In China, wo es das Telefon schon länger gibt, war ein solches Ladegerät noch beigelegt. Dafür findet sich ein Cover in der Verpackung, das auf die Rückseite des Smartphones gesteckt werden kann. Das sieht nicht nur schick aus, sondern verfügt auch über einen kleinen Ständer, der das Aufstellen des Smartphones ermöglicht. Das ist auch dringend nötig, da man das Smartphone aufgrund des strengen und schnellen Zu- bzw. Aufklappens ohne diesen Ständer kaum in halbgeöffnetem Zustand zum Beispiel auf einen Tisch stellen kann, um ein Video zu schauen.

Was die Software betrifft, verspricht Honor vier Jahre lang Android-Updates und fünf Jahre Sicherheitsupdates. Als Betriebssystem fungiert MagicOS 8.0, das grundsätzlich alle nötigen Funktionen mitbringt, aber in manchen Aspekten ein wenig umständlicher ist als beispielsweise die Software von Samsung. Das merkt man etwa beim Multitasking, bei dem die Bedienung in MagicOS nicht ganz durchdacht wirkt. Ansonsten finden sich in den Menüs viele Einstellungs-, Design- und Komfortfeatures, etwa die Nachteinstellung, die das Blaulicht des Geräts minimiert, oder PWM-Dimmen, welches das Flackern des Displays reduziert.

Verfügbar ist das Gerät mit Vertrag derzeit in Österreich exklusiv bei Magenta. Ohne Vertrag ist es bei diversen Händlern für aktuell um die 1500 Euro erhältlich.

Das V2 wurde für den Testzeitraum von Honor Österreich zur Verfügung gestellt.

Honor Magic V2
Hat man sich einmal an das große Display gewöhnt, will man es nicht mehr missen.
aam
Honor Magic V2
Manche Spiele passen sich dem ungewohnten Format einigermaßen an, andere scheitern und verzerren das Bild. In diesen Fällen muss man in den geschlossenen Zustand zurückwechseln.
aam

Fazit

Das Magic V2 ist nicht perfekt, schon gar nicht, wenn der eigene Fokus auf bestmöglicher Fotografie liegt. Das Falthandy ist perfekt für den Business-Einsatz, wenn man kurzfristig einmal mehr Fläche braucht, etwa um Mails zu beantworten, Videos oder Fotos zu präsentieren oder Ähnliches. Mit dem starken Akku und dem schicken sowie schlanken Design erinnert das Magic V2 in geschlossenem Zustand viel mehr an ein ganz normales Smartphone. Das ist eine Marke, die noch nicht viele Hersteller in dieser Qualität erreicht haben.

Für eine klare Kaufempfehlung reicht es diesmal zwar nicht, auch aufgrund der aufgezählten Nachteile bin ich schon sehr auf das V3 gespannt, das ohne Zweifel noch in diesem Jahr vorgestellt wird. Wenn man hier an ein paar Schrauben dreht, sehe ich mein aktuelles Smartphone eine Pause machen. Wer sich nämlich einmal an den Komfort eines handlichen Tablets gewöhnt hat, der will nicht mehr zurück. (Alexander Amon, 5.5.2024)