Die ukrainischen Streitkräfte berichten vom Abschuss eines extrem seltenen Ladoga-Panzers.
Screenshot/Ukrdailyupdate

Die Aufnahmen an sich sind für den Ukrainekrieg nicht ungewöhnlich: In einem pixeligen Video sieht man, wie eine FPV-Drohne einen Panzer anvisiert und auf diesen zufliegt. Erst als die Drohne näherkommt, wird klar, dass es sich bei dem Ziel um eine Art Kommandopanzer handeln muss. Derartige Vehikel sind zwar nicht alltäglich, aber auch keine berichtenswerte Seltenheit. Sie sind meist unbewaffnet und dienen als mobile Befehlsstände. Doch in dem aktuellen Video ist etwas anders: Es scheint sich um einen stark modifizierten T-80, einem russischen Kampfpanzer, zu handeln. Der Turm wurde entfernt und stattdessen ein geräumiger Aufbau installiert. Das Video endet abrupt, als die Drohne in dem Gefährt einschlägt.

Wie "Defence Blog" nun berichtet, dürfte es sich bei dem getroffenen Fahrzeug um einen extrem seltenen Ladoga-Panzer gehandelt haben. Dieses auch als Doomsday-Panzer bezeichnete Fahrzeug dient eigentlich nur einem Zweck: Es sollte die russische Führung sicher durch ein potenziell atomar zerstörtes Land transportieren und gleichzeitig als mobiler Befehlsstand für die höchsten Militärs dienen, damit diese im Fall des Dritten Weltkrieges Militäroperationen planen können.

Ledersitze und Teppichboden im Inneren

Anders als die enorm beengten russischen Panzer ist der Ladoga luxuriös ausgestattet. Im Inneren gab es in der originalen Ausstattung gemütliche gepolsterte Ledersessel, Röhrenfernseher, die auch die Bilder von den Außenkameras darstellen konnten. Die Wände waren weiß tapeziert, und sogar an einen Teppichboden hatten die Konstrukteure in Leningrad (heute Sankt Petersburg) gedacht. Im Inneren war Platz für vier sowjetische Würdenträger, jedem stand individuelle Beleuchtung, eine Klimaanlage und ein Telefon zur Verfügung. Die Besatzung bestand aus zwei Soldaten, einem Kommandanten und einem Fahrer.

Der Ladoga war in seiner ursprünglichen Version ein luxuriöses Gefährt und sollte die sowjetische Führung im Fall eines Atomkrieges in Sicherheit bringen.
Artem Beliakov

Das einigermaßen bequeme Interieur war aber nicht das Kernelement des Panzers. Der Ladoga wurde als Fahrzeug für die nukleare Apokalypse konzipiert und bot den Insassen Schutz vor Strahlung sowie vor chemischer oder biologischer Kontamination. Deshalb wurde die Kabine versiegelt, es gab starke Filteranlagen, zusätzliche Sauerstofftanks und eine Klimaanlage an Bord des Ladoga.

Limousine auf Basis des T-80

Der Doomsday-Panzer basiert auf dem Chassis des T-80, der in den späten 70er-Jahren entwickelt wurde und damals als das Spitzenmodell der sowjetischen Panzerflotte galt. Angetrieben wurde der unbewaffnete Ladoga von einer 1.100-PS starken Gasturbine (GTU-1000TF), was ihm eine beeindruckende Mobilität verlieh: Auf Straßen war eine Höchstgeschwindigkeit von 70 km/h kein Problem. Die Gasturbine hatte aber einen enormen Treibstoffverbrauch, was die Reichweite des Ladoga auf rund 350 Kilometer begrenzte. Mit den beiden Zusatztanks am Heck dürfte der Ladoga wohl um die 600 Kilometer weit gekommen sein. Das ungewöhnliche Gefährt verwendet die Ketten des T-80U.

Lange war nicht klar, ob und wie viele Ladoga-Panzer es überhaupt noch gibt. Nur fünf Stück wurden je gebaut, und diese galten bis ins Jahr 2019 als verschollen. Damals tauchte in der südrussischen Stadt Kamensk-Schachtinski eines der Gefährte wieder auf. Es war in keinem guten Zustand und wurde zumindest äußerlich restauriert, wo es als Museumsstück im "Park der Patrioten" ausgestellt wurde. Gerüchteweise dürfte der wiedergefundene Ladoga in Tschetschenien im Einsatz gewesen sein. Es ist nur ein Einsatz eines Ladoga aber tatsächlich belegt: Eine dieser "schweren Limousinen" wurde nach dem katastrophalen Störfall im Kernkraftwerk Tschernobyl zu Aufklärungszwecken in der Umgebung eingesetzt. Warum genau ein solch seltener Panzer in der Ukraine im Einsatz war, ist noch nicht klar. (pez, 28.3.2024)