Frau mit Handy
Auch wenn viele romantische Beziehungen heutzutage mit einem "It's a match" starten, kann Online-Dating auch für viel Frustration sorgen.
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Pro: Sicherer Raum für LGBT-Personen

Tinder ist die Hölle, ich weiß eh. Aber ohne Tinder hätte ich meinen Freund niemals kennengelernt. Nicht weil ich menschenscheu bin oder er in einer Höhle lebt. Wir gingen auf verschiedene Partys und hätten keine gemeinsamen Freunde gehabt, die uns hätten verkuppeln können. Ein Match auf Tinder hat uns zusammengebracht, und drei Jahre später sind wir quasi verheiratet.

Gerade für marginalisierte Gruppen sind solche Apps eine Art Safe Space. Wir schwulen, lesbischen, queeren Personen, wir haben nur wenige Orte, an denen wir unsereins treffen können. Nicht jede Bar, jede Party, jeder Club gehört uns so wie den Heteros.

Viele brauchen Dating-Apps, um in einem gesicherten Rahmen zu schreiben, sich kennenzulernen, sich zu zeigen: He, mich gibt’s auch, ich bin interessant, gemma auf einen Spritzer. Allgemein, aber insbesondere für LGBT-Personen, ist es dank Tinder, Grindr und Co viel einfacher geworden, die Liebe zu finden. Und dafür muss man den Dating-Apps dankbar sein. (Kevin Recher, 19.4.2024)

Kontra: Wunschvorstellung statt Realität

Es ist oft Gespräch in Damenrunden: Warum klappt das mit dem Onlinedating nicht? Die Suche hört mangels Mr. Right nicht auf und ist nicht immer lustig. Doch es gibt einen Faktor, der in der Onlinewelt verlorengegangen zu sein scheint. Der des Sichkennenlernens.

Die Schnelllebigkeit des Internets überträgt sich in die Realität. Ein Wisch, ein Match, es folgen ein paar Zeilen. Klingen diese nett, freut man sich auf ein Treffen. Zwischen Schreiben und Treffen entsteht aber ein Bild im Kopf. Eine Wunschvorstellung, der das Gegenüber vielleicht nicht standhält.

Weil zu viel hineininterpretiert worden ist in die paar Dialoge, die vor einem Treffen ausgetauscht worden sind. Weil die Hoffnung groß ist, dass es dieses Mal klappt. Es zählt offenbar nicht, dass bei einem Date beide Personen nervös sind, die Situation daher mitunter angespannt. Wer nicht sofort dem Bild im Kopf entspricht, wird nach dem Date weggewischt.

Beim zweiten Date sähe die Sache vielleicht schon anders aus. Es ist in der realen Welt ja auch höchst selten, dass zwei Blicke sich treffen und der Rest wie im Märchen verläuft. Warum also sollte das online so funktionieren? Denn Onlinedating ist genau das: eine Möglichkeit, aber kein Märchen. Also: Begegnen wir uns doch real – auch wenn es online gematcht hat. (Bettina Pfluger, 19.4.2024)