Menschen mit Smartphone in der Hand.
Das Smartphone ist zugleich Fotoalbum, Kalender, Bankfiliale, Zeitung oder Fahrplanheft - telefonieren kann man damit auch noch.
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Ein Alltag ohne Smartphone? Mühsam!

Erinnern Sie sich noch an Ihren MP3-Player? An Ihre Digicam? Das Navi im Auto? Den Wecker neben dem Bett? Kaum zu glauben, dass früher satte vier Geräte erledigten, was heute ein einziges Kastl übernimmt: das Smartphone. Und es kann noch viel mehr. Das Smartphone ist zugleich Fotoalbum, Kalender, Bankfiliale, Zeitung oder Fahrplanheft. Was bei all den Funktionen manchmal in den Hintergrund tritt: Telefonieren kann man damit auch.

Smartphones sind einfach praktisch. Sie ersparen uns (Um-)Wege, schaffen Platz in Handtaschen oder Rucksäcken. Was wir sofort erledigen wollen, lässt sich mit dem Handy gleich angehen – ein Hakerl auf der To-do-Liste, und der geistige Ballast ist weg.

Nicht zuletzt ist das Smartphone ein Türöffner in andere, mitunter entfernte Welten. Über Chat- und Social-Media-Apps können wir an Leben anderer Menschen teilhaben, die weit weg vom eigenen sind. Uns wichtige Menschen, die nicht in der Nähe wohnen, haben wir dadurch immer in der Hosentasche. Wir erfahren, was Unbekannte beschäftigt: Auch wenn es nur die Frage ist, wie schnell ein veganes Abendessen auf den Tisch kommt. Das erweitert den Horizont, lässt uns lernen – und erlaubt Pausen von der eigenen Realität. Auch wenn die digitale "Realität" oft nur Schein ist. (Stefanie Rachbauer, 26.4.2024)

Beschleunigter Verblödungsprozess

Okay, das Smartphone ist eh super, aber es gilt im Namen der Entschleunigung davor zu warnen. Natürlich ist Fortschritt etwas Gutes, kaum vorstellbar, wären einst das Rad oder das Stromnetz nicht erfunden worden. Es wäre stockfinster, und Radwege ergäben überhaupt keinen Sinn. Einziger Vorteil: Man könnte das Smartphone nicht aufladen. Es wird dringend verdächtigt, den Verblödungsprozess zu beschleunigen. Denn die Menschheit packt ihr Resthirn in ein kleines, flaches, schwarzes Rechteck.

Der Mensch liefert sich vollkommen aus und kann alles delegieren, das führt zu Orientierungslosigkeit und Einsamkeit. Er lässt den Flachmann nicht los – sogar in Restaurants bestellt er lieber Suppen, weil man die einhändig essen kann. Laut einer repräsentativen Umfrage mit mir selbst sind 95 Prozent aller Anrufe und Benachrichtigungen entbehrlich, etwa jene aus Ghana, der Elfenbeinküste oder Nigeria. Warnung: Die sind Fake.

Vormals Twitter ist zu hundert Prozent verzichtbar – sein Eigentümer Elon Musk ist von der Moral so weit weg wie der TSV Hartberg vom österreichischen Meistertitel im Fußball. Auch die sinnbefreiten Videos auf Tiktok machen nur traurig. Hier muss man aber schon eine Lanze fürs Smartphone brechen. Es kann nix dafür, sollte ursprünglich nur eine Hilfe, eine Erleichterung sein, es ist per se nicht deppert. Der Mensch ist es. (Christian Hackl, 26.4.2024)