Die Reportage beginnt mit dem Wort "unglaublich". Und "Krone"-Reporter Christoph Budin berichtet in der Tat eine unglaubliche Geschichte: Er habe im Innviertel die 89-jährige Anna K. (konkret: Anna Krausmann aus Mauerkirchen) besucht, die auf die Frage, ob sie die Besitzerin des Rubens-Bildes sei, das um 77,3 Millionen Euro versteigert wurde, mit "ja" geantwortet habe.Sie hätte "erst aus der Zeitung von der Versteigerung erfahren". Bei ihr hätte sich das Auktionshaus noch nicht gerührt, aber "die werden schon kommen". Sie sei "schon immer" von dem Bild "begeistert" gewesen, wenn sie im Stift Reichersberg davor stand. Mehrfach sei sie mit ihrem Mann, der 1958 gestorben ist, im Stift gewesen. Der "Krone"-Reporter wurde aber nicht stutzig. Obwohl das Bild erst seit 1972 im Stift hing. Obwohl kein Auktionshaus (außer in NS-Zeiten) Objekte ohne Zustimmung des Eigentümers versteigern kann. Obwohl die echte Besitzerin das Gemälde, das den Kindermord von Bethlehem drastisch darstellt, derart verabscheute, dass sie es dem Stift als Leihgabe überließ. "Die Rubens-Oma. 77 Millionen Euro für 23 Enkel" Und auch die "Krone"-Chefredaktion dürfte keine Zweifel an der Richtigkeit der Reportage gehabt haben: Sie machte die Ausgabe vom 19. Juli mit der Falschmeldung "Die Rubens-Oma. 77 Millionen Euro für 23 Enkel" ganzseitig auf. Obwohl Andrea Jungmann, die Chefin von Sotheby’s Österreich, zwei Redakteuren der "Krone" auf Anfrage mitgeteilt habe, dass Anna Krausmann nicht die Besitzerin des Rubens war. Gegenüber dem STANDARD erklärte Jungmann weiters, dass der Einbringerin der Name unbekannt sei. Von Ö3-Journalisten ausfindig gemacht, dementierte Krausmann zudem im Radio-Interview, jemals in Besitz des Rubens gewesen zu sein. Es seien Reporter da gewesen, aber sie hätte ihnen gleich gesagt, "ich weiß von nichts". Dichand: "Wir bekennen uns voll und ganz zu dieser Geschichte" "Krone"-Herausgeber Hans Dichand hingegen ließ mitteilen: "Wir bekennen uns voll und ganz zu dieser Geschichte." Und im Internet wurde groß über die Entlarvung berichtet: "Die 89-jährige Oberösterreicherin, die geglaubt hatte, im Besitz des teuersten Gemäldes der Welt zu sein, ist die Falsche! Der fatale Irrtum: Anna K. hatte 40 Jahre lang geglaubt, dass ihr verstorbener Mann das wertvolle Gemälde 'Das Massaker der Unschuldigen' dem Stift Reichersberg als Leihgabe überlassen hatte." Jungmann fordert von der "Krone" eine Entschuldigung und Richtigstellung: "Wir wollen, dass unsere Reputation wieder hergestellt wird." "Krone"-Chefredakteur Georg Biron gab sich wortkarg - und empfahl, die "Kriminalgeschichte" zu lesen, die nun in der Krone folgen werde. Und Reporter Budin war nicht erreichbar. Zusammen mit Christoph Matzl hatte er zuletzt am 1. Juni für Schlagzeilen gesorgt: Er berichtete von einem 17-jährigen Lehrling aus Wien, der per Internet "US-Atomraketen-Codes" geknackt habe. An der Story war aber "nichts dran", wie die APA tags darauf berichtete. (Thomas Trenkler/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 20./21.7.2002)