Wien - "Es war uns ein Bedürfnis, nicht nur Entschädigungszahlungen zu leisten, sondern auch die Vergangenheit unseres Unternehmens aufzuarbeiten." Mit diesen Worten eröffnete Hans Haider vom Vorstandsteam des Verbund Österreich die Präsentation der Studie "NS-Zwangsarbeit in der Elektrizitätswirtschaft in der "Ostmark" 1938-1945". Im Rahmen der Feier "25 Jahre Ludwig Boltzmann Institut für Geschichte und Gesellschaft" wurden am Montag die Ergebnisse des Forschungsprojektes präsentiert, die nun auch in Buchform erhältlich sind.

Fünf Zeithistoriker, unter ihnen der Leiter des Boltzmann-Institutes, Oliver Rathkolb, befassten sich drei Jahre lang mit dem Thema Zwangsarbeit in den Werken Enns, Draukraftwerke, Ybbs-Persenbeug, Ernsthofen und Kaprun. Etwa 90 bis 95 Prozent der Belegschaft waren Kriegsgefangene, "Ostarbeiter" und KZ-Häftlinge. "Mir ist es wichtig, dass die Ergebnisse der Öffentlichkeit präsentiert werden", betonte Haider. Die Ergebnisse der Studie sollen auch in einer neuen Gedenktafel in Kaprun sichtbar gemacht werden.

Ebenfalls mit der NS-Vergangenheit Österreichs beschäftigte sich die Historikerkommission. Am Montag übergab sie ihren 14.000 Seiten umfassenden Endbericht an die Auftraggeber. Bundeskanzler, Vizekanzlerin, Nationalratspräsident und Bundespräsident haben nun vier Wochen Zeit, den Bericht zu studieren, bevor er voraussichtlich am 24. Februar der Öffentlichkeit präsentiert wird. (cse/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 28. 1. 2003)