Bild nicht mehr verfügbar.

An der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) und am Wiener AKH wird die Immunreaktion auf Streptokokken neu erforscht

Foto: REUTERS/Valentin Flauraud

Wien - Im Falle von Infektionen mit Streptokokken funktioniert unser Immunsystem offenbar doch anders als bisher angenommen. Das fanden Mikrobiologen um Paul Kovarik und Emmanuelle
Charpentier von den Max F. Perutz Laboratories am Campus Vienna Biocenter in Wien in einem vom Wissenschaftsfonds FWF finanzierten Projekt nun heraus. Das Bakterium Streptococcus pyogenes verursacht beim Menschen eine Vielzahl von Erkrankungen wie etwa Scharlach, Mandelentzündungen, Wundinfektionen oder septischen Schock.

Immunreaktion

Um das Immunsystem gegen eindringende Erreger gleichsam scharf zu machen, müssen die Mikroben erst einmal erkannt werden. Bisher gingen Mediziner davon aus, dass Rezeptormoleküle aus der Gruppe der Toll-like Rezeptoren (TLR) Streptokokken erkennen und das Signal zum
Anschalten der Immunreaktion an ein zentrales Signalmolekül (MyD88) weitergeben.

Nun konnten die Wiener Forscher zeigen, dass keiner der Rezeptoren am ersten Schritt der Immunsystem-Aktivierung beteiligt ist. Auch das Signalmolekül MyD88 ist erst in einem der nachfolgenden Reaktionen beteiligt. Die Arbeiten wurden in der Fachzeitschrift "Journal of
Biological Chemistry" veröffentlicht.

Fehlender Puzzlestein

"Schwerwiegende Streptokokken-Infektionen haben meist eines gemeinsam: Es kommt zu einer Überreaktion des Immunsystems, die oft schwer behandelbar ist und den Patienten sogar in Lebensgefahr bringen kann", erklärte Kovarik. Bisher konnte man nicht erklären, warum gerade Infektionen mit Streptokokken besonders schwere Erkrankungen und Therapie-Komplikationen hervorrufen. Nun vermuten die Forscher, dass das noch unbekannte Rezeptormolekül der fehlende
Puzzlestein zum Verständnis der menschlichen Immunantwort auf diesen Bakterienstamm ist.

Forschung in Österreich

Auf die Suche nach dem neuen Rezeptor will sich Pavel Kovarik gemeinsam mit seiner Kollegin Sylvia Knapp, Forscherin am Zentrum für Molekulare Medizin (CeMM) der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) und am AKH Wien begeben. Auch die Beteiligungder Biotechnologie-Firma Intercell AG an diesem Projekt ist geplant. (APA)