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Rodeln ist mit Abstand gefährlicher als andere Wintersportarten: ein Drittel der Verletzungen betreffen den Kopf

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Die meisten Unfälle passieren auf Kinderhügeln

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"Zahlenmäßig passieren die meisten Rodelunfälle auf Kinderhügeln", erzählt Michael Höllwarth, Leiter der Kinder- und Jugendchirurgie an der Medizinischen Universität in Graz. Klassischer Schlitten, Bob, Snow-Twister oder ein billiges Plastiksackerl dienen unter anderem als schnelle Vehikel im Schnee. Ein preiswerter Spaß, den auch Höllwarth Kindern von Herzen vergönnt. Sein Appell an die Eltern den waghalsigen Kleinen ein Schihelm aufzusetzen bleibt großteils unerhört, wie österreichische Unfallstatistiken zeigen. Von 2500 jährlichen Rodelverletzungen bei Kindern bis vierzehn, verletzt sich ein gutes Drittel am Kopf. Damit ist Rodeln potentiell gefährlicher als sämtliche andere Wintersportarten. Sogar der Schisport rangiert mit elf Prozent Kopfverletzungen weiter hinten.

Bremsproblem auf vereisten Hügeln

"Zwei bis dreijährige Kinder können weder bremsen noch lenken und rasen deshalb völlig ungebremst abwärts", weiß Höllwarth, der auch Präsident des Vereins "Große schützen Kleine" ist. Dass das Bremsen auch für ältere Kinder nicht immer leicht ist, zeigt sich spätestens dann, wenn der Rodelhügel beginnt zu vereisen. Bobbremsen werden in der Regel durch Hochziehen der Griffe bedient. Ist die Unterlage zu hart, greifen sie nicht. Der Bob kommt nur mehr von alleine zum Stillstand. Ist der Hügel nicht überfüllt und der Auslauf am unteren Ende des Hügels frei, dann endet die Rutschpartie vermutlich ganz ohne Blessuren und Eltern oder Kind ziehen das Gefährt bald wieder nach oben.

Kontrollverlust auf Waldwegen

Im Vergleich mit dem Kinderhügel passieren Rodelunfälle auf Waldwegen zwar selten, jedoch verlaufen sie dort oft dramatisch. Sobald ein Rodler die Kontrolle über den eigenen Schlitten und ungewollt abwärts rasend den Waldweg verlässt, findet die Fahrt in der Regel in einem Baum, Zaun oder beim nächstgelegenen Abgrund ihr jähes Ende. Die Verletzungsfolgen sind häufig sehr schwer, besonders dann wenn der Kopf ungeschützt war. Kreuzt der Waldweg eine befahrene Straße, denn enden Kollisionen mit vorbeifahrenden Autos fast immer tödlich.

Gekennzeichnete Bahnen

"Sichere Naturrodelbahnen benützen und nicht den erst besten Waldweg zum Rodelweg umfunktionieren", rät deshalb Höllwarth. Der österreichische Rodelverband zeichnet Rodelstrecken aus, die spezielle Sicherheitsvorkehrungen erfüllen. Ausgezeichneten Strecken werden dann farblich wie Schipisten nach ihren Schwierigkeitsgraden kategorisiert. Blau heißt, die Rodelstrecke ist leicht, also für Kinder und Anfänger geeignet. Rot bedeutet mittelschwer und schwarz ist nur dem geübten Rodler vorbehalten.

Unterschätzer Sport

"Rodeln auf Naturrodelbahnen ist keine einfache Sache", betont der Grazer Kinderchirurg und sieht die Anforderungen an den Sport schwer unterschätzt. Die Herausforderung liegt im Lenken und Bremsen, das weder mit der klassischen Holzrodel noch mit einer modernen Kunststoffrodel ganz ohne Übung gelingt. Die Technik mit der man das Gefährt am besten zum Stehen bringt: Den Schlitten vorne hochziehen, dann bohren sich hinten die Kufen in den Boden hinein. Auf die Schuhe als Bremse ist kein Verlass. Festes Schuhwerk mit harter Sohle empfiehlt sich als Fußbekleidung für Hobbyrodler aber trotzdem. Wem es trotzdem zu schnell wird, den halten stabile Schneewände bei gesicherten Rodelbahnen davon ab, den richtigen Weg zu verlassen.

"Abstand halten, wenn ganze Gruppen unterwegs sind, sitzend rodeln und beim Hinaufgehen nie an der Innenseite der Kurven hinaufgehen, damit der Rodler beim Ausweichen keinen Unfall riskiert", hat Höllwarth abschließend noch ein paar Sicherheitstipps auf Lager und hofft, dass die Gefahren des Rodelns vielleicht in dieser Saison mehr Beachtung erfahren, damit das Vergnügen heuer ungetrübt bleibt. (phr, derStandard.at, 16.12.2008)