...Der zweitplatzierte Albert Wimmer, der mit Schuster zusammengespannt wurde, erklärt offen, die Erde auf der Fassade sei "eine Variante und Holz die zweite (. . .), Glas ist die dritte, Blech die vierte und Naturstein ist die fünfte". Die realisierte Fassadendekoration besteht aus Elementen mit horizontal applizierten Lärchenholz-Leimbindern, der letzte Rest der Wall-Idee.

Zusammengeschustert

Der architektonische Anspruch ist dürftig. Die als "innovativer Ansatz" angekündigte Tribünenüberdachung, ein vorgespanntes Seiltragwerk mit transluzenter Membran, entschlief. Da eine Metallgewebeverkleidung eingespart wurde, bleibt die Einsicht in das zusammengeschusterte Dachträgerwerk nicht erspart.

Das die Erdwall-Idee ablösende Stadionprojekt wies unterschiedlich hohe Außenwände auf, da es zwischen den verschiedenen Bodenniveaus vermittelte. Die Höhe an der Europastraße und Schlossachse erreichte annähernd 20 Meter. Im 180 x 210 Meter großen Stadion findet der Schlossgrundriss gut 20-mal Platz.

Bauherren und Planer ignorierten diesen eklatanten Maßstabssprung ebenso wie die Forderung nach Errichtung einer Baumaske. Sie wollten die sichtbare äußere Höhenentwicklung "auf ein Minimum" - rund 12,5 Meter - reduzieren, gruben die Erdwall-Idee des Wettbewerbs wieder aus und "unterfütterten" damit die hölzernen, angeböschten Außenfronten.

Karikatur des ursprünglichen Konzepts

Auf riesigen Erdwällen thront nun das Stadion. Die Wallverdopplung ist die endgültige Karikatur des ursprünglichen Konzepts. Das für den Salzburger Normalgebrauch zu große Stadion ist fertig und zu klein für die Fußball-Europameisterschaft 2008, die ja die UEFA im Herbst des Vorjahres an die Bietergemeinschaft des österreichischen und des schweizerischen Fußballverbandes vergab. Die Sitzplätze (heute 16.500) müssen um rund 15.000 aufgestockt werden.

Dachhebung und Rangeinbau bedeuten eine Aufstockung um neun Meter. Der Verniedlichungsversuch wird so dilettantisch gescheiterte Makulatur. Bauherrenvertreter Denk beteuert, die 20-Mio.-Investition nach den (wahrscheinlich drei) Gruppenspielen der EM wieder beseitigen zu wollen. Hoffentlich ist diese Karikierung nachhaltigen Handelns keine Vorahnung zum allfälligen Olympia-Zuschlag Salzburg 2010.

Ötzi, "von allen der Günstigste"

"Man kann so eine Hütte doch nicht hinstellen und dann kein Fest machen", meint der Walser Bürgermeister Bieringer. Die 270.000-Euro-Eröffnungsfeier am 8. März 2003 ist Generalprobe für die stetig geschrumpften Maßnahmen gegen die Verkehrsflut. Stadion-Opener DJ Ötzi wird Vollgas geben. Er war laut Denk "von allen der Günstigste". Von den offiziellen Gesamtkosten von 44,7 Mio. beträgt der Anteil für den Kauf von Grundstücken rund 16 Millionen Euro. Zu diesen einmaligen und beachtlichen Grundkosten für Grünland kommen nochmals wertgesicherte 15 Millionen Euro als Baurechtszins in den nächsten 99 Jahren.

Das Land Salzburg gewährte der Austria Salzburg eine Sondersubvention von 850.000 Euro und - da der Vereinspräsident bis kurz vor Fertigstellung die Unterzeichnung des Betreibervertrages hinauszögerte - eine günstige Jahresmiete mit Nachlässen von einmalig 720.000 Euro und jährlich 100.000 Euro.

Rechnungshof-Kritik

Erst ab 2005 sind 480.000 Euro pro Jahr fällig, das entspricht einem 650-Quadratmeter-Lokal in der Getreidegasse. Bereits vor dieser Okkasion hatte der Rechnungshof massive Kritik am Stadion geäußert. Die hohen finanziellen Risiken der öffentlichen Hand waren bemängelt und die Sinnhaftigkeit bezweifelt worden. Die Stadionmiete entspricht nicht einmal den vom Rechnungshof erwarteten direkten Betriebskosten, geschweige denn den Abschreibungs- oder Kapitalkosten. Wer kann da noch sagen, im hochkulturlastigen Salzburg ginge es der Förderung des Spitzenfußballs schlecht, finanziell gesehen? (DER STANDARD, Printausgabe, Donnerstag, 6. März 2003, Norbert Mayr*)