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Einmal mehr sorgt der Korporationsball für Aufregung: "Die Rektoren unterstützen den Tümmelplatz Rechtsextremer", befürchten Studierendenvertreter.

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Die Auflistung des akademischen Ehrenkomitees im Jahr 2008.

Scan: GRAS

Einmal mehr sorgt der Wiener Korporationsball, auch als Burschenschafter-Ball bekannt, für Aufregung. Studierendenvertreter kritisieren, dass Rektoren 2008 den Ehrenschutz übernommen haben. So steht es zumindest im Programm des vergangenen Balls. Und sie befürchten, dass auch beim diesjährigen Ball, der am kommenden Freitag statt findet, wieder Rektoren im Ehrenkomitee zu finden sind.

Alle fünf genannten Rektoren betonen gegenüber derStandard.at, die Einladung nicht bewusst oder gar nicht angenommen zu haben und distanzieren sich klar von rechtsextremen Gedankengut, das die ÖH Uni Wien mit der Veranstaltung in Verbindung bringt. Die anderen wollen auch dieses Jahr mit der Veranstaltung nichts zu tun haben. Bereits im vergangenem Jahr versuchte die GRAS (Grüne und Alternative Studierende) zu verhindern, dass der Ball in der Hofburg statt findet - erfolglos.

"Tümmelplatz Rechtsextremer"

Der Ball wurde 1952 vom Wiener Korporationsring (WKR), ein Zusammenschluss von Burschenschaften und Studentenverbindungen, ins Leben gerufen, dem unter anderem die Burschenschaft Olympia angehört. Diese wird vom DÖW als rechtsextrem eingestuft und ist derzeit wegen ihres bekannten Mitglieds, den dritten Nationalratspräsidenten Martin Graf im Gespräch.

In einem offenen Brief, der an alle Rektoren ging, bittet die ÖH Uni Wien darum, "den Ball als Tummelplatz nationaler und internationaler Rechtsextremer in keiner Weise zu unterstützen und insbesondere für diese Veranstaltung keinen Ehrenschutz zu übernehmen." Namentlich genannt werden im Programm des Vorjahres Peter Skalicky (TU Wien), Wolf Dietrich Freiherr von Fircks (Veterinärmedizinische Universität), Stephan Schmidt-Wulffen (Akademie der bildenden Künste Wien), Hans Sünkel (TU Graz) und Reinhart von Gutzeit (Universität Mozarteum Salzburg).


"Automatisch angenommen"

Aus dem Büro von Peter Skalicky heißt es auf Anfrage von derStandard.at, der Rektor habe den Ball vergangenes Jahr weder besucht noch die Einladung für das akademische Ehrenkomitee angenommen. Er könne sich an das Schreiben des Koporationsrings erinnern, habe jedoch nicht darauf reagiert. Den Ball selbst habe er vor Jahren einmal besucht, dabei aber gemerkt, "dass das nichts für ihn ist." Außerdem sei Skalicky in keiner Studentenverbindung.

Ähnlich äußert sich Vet-Med-Rektor Wolf-Dietrich Freiherr von Fircks zu dem Vorwurf: "Anfangs habe ich alle Einladungen zu solchen Veranstaltungen angenommen", gesteht er gegenüber derStandard.at. Dann habe er jedoch angefangen, "inhaltlich zu differenzieren, und diese Veranstaltung passt nicht zum Charakter unserer Universität", so Fircks. Auch er sei kein Mitglied einer Verbindung und werde den Ball auch nicht besuchen. 

"Wir haben einen Automatismus, mit dem wir alle Einladungen annehmen", heißt es von Seiten des Mozarteums. Künftig werde man jedoch überprüfen, um welche Veranstaltungen es sich wirklich handelt, meint eine Sprecherin des Rektors Reinhart von Gutzeit. Denn der Korporationsball passe nicht in das Bild der Uni, distanziert man sich von den Vorwürfen.

Stephan Schmidt-Wulffen, Rektor der Akademie der Bildenden Künste betont: "Natürlich habe ich den Ball nicht besucht!" Seine Uni sei eine "politisch sehr engagierte und eine sehr kritische". Wer sich das Lehrangebot ansehe, merke, "dass dieses Haus nicht mit nationalistischen und rechtskonservativen Gruppierungen in Verbindung zu bringen ist." Wie es zum Ehrenschutz kommen konnte, der seiner persönlichen politischen Überzeugung "vollkommen widerspricht", lasse sich nicht nachvollziehen.

Im Büro von Hans Sünkel, Rektor der TU Graz, erinnert man sich, die Einladung für den Ehrenschutz bewusst zugesagt zu haben - allerdings auch nur, weil man jede Einladung annehme. Als Konsequenz überlegt die Leitung laut einer Sprecherin, generell keinen Ehrenschutz für Veranstaltungen mehr zu übernehmen: "Der für die Prüfung
der Veranstaltungen notwendige Aufwand scheint dafür einfach zu hoch."

Organisator: "Alle haben bestätigt"

Dass die Namen der Rektoren ohne Zusage in das Programm 2008 eingetragen wurden, wie es nach dem Rundruf den Anschein macht, bestreitet Korporationsball-Organisator Udo Guggenbichler: "Wir haben von allen, die wir im Ehrenkomitee aufgelistet haben, auch tatsächlich eine Zusage bekommen."

Die angesprochenen Rektoren haben sich mittlerweile auch der Studierendenvertretung gegenüber offiziell vom Korporationsball und rechtem Gedankengut distanziert. Dass man jedes Jahr einen neuen Aufhänger für den Protest gegen den WKR verwendet - vergangenes Jahr die Hofburg, heuer die Rektoren - rechtfertigt eine GRAS-Sprecherin damit, "dass es viele Gründe gibt, warum diese Veranstaltung abzulehnen ist. Und wir machen jedes Jahr erneut damit aufmerksam." So veranstaltet der "Aktionskreis gegen den WKR" am Freitag wieder eine Demonstration, die um 17 Uhr beim Westbahnhof startet. (Elisabeth Oberndorfer/derStandard.at, 26. Jänner 2009)