Den Pelz loszuwerden ist oft nicht so einfach ...

Foto: derStandard.at/Schersch

Auf unserem Körper tummeln sich 300.000 bis 500.000 Haare, ungefähr ein Viertel davon bedecken unseren Kopf. Dort sollen die Haare gesund und füllig aussehen, ganz im Gegenteil zu anderen Körperregionen, wo sie kaum jemand haben will. Die Realität entspricht meist nicht dem Wunsch: Was am Kopf zu wenig, findet sich an Beinen & Co oft zu viel. Doch wie ist das nun - wachsen Haare, wenn sie regelmäßig geschnitten oder rasiert werden, schneller und kräftiger nach?

Der Haarzyklus

Generell wachsen Kopf- und Barthaare täglich um rund 0,3 Millimeter, im Jahr sind das zwischen 10 und 15 Zentimeter. Jedes Haar durchläuft dabei einen Zyklus: Der Phase des Wachstums, die zwei bis sechs Jahre dauert, folgt eine Ruhephase von ein paar Monaten, nach der das Haar ausfällt und für ein neues Platz macht. Täglich verliert jeder Mensch auf diese Weise circa 60 bis 100 Haare. Von Haarausfall sprechen Dermatologen, wenn über einen längeren Zeitraum mehr als 100 Haare täglich ausfallen. Die häufigste Ursache dafür ist erblich bedingt. Dem ungewollten Haarausfall steht aber die bei weitem häufigere gewollte Haarentfernung gegenüber. Mehr als 97 Prozent der jungen Frauen und 79 Prozent der Männer entfernen regelmäßig Körperhaar an mindestens einer Körperregion. Zu diesem Ergebnis kam eine Studie der Universität Leipzig vom November 2008.

Weg mit dem Pelz

Wege und Mittel, die oft unerwünschten Härchen loszuwerden, sind vielfältig: Mit Rasierer, Enthaarungscreme, Epilator oder Wachs wird versucht, dem Körperhaar den Garaus zu machen. Werden die Haare, zum Beispiel durch Rasieren, direkt an der Hautoberfläche gekappt, sind die lästigen Stoppeln bereits nach einem Tag bereits wieder zu sehen. Hartgesottene versuchen die Härchen durch Epilieren oder Wachsen samt der Haarwurzel auszureißen. Dieser Weg ist zwar schmerzhafter, dafür auch effektiver: Zumindest einige Wochen fühlt sich die Haut danach seidig glatt an. Dass ständige Haarentfernung und regelmäßiges Schneiden der Haare das Wachstum beschleunigt und die Haare dichter werden lässt, ist eine weit verbreitete Meinung - doch ist sie wirklich wahr?

Regelmäßiges Schneiden hilft nicht

"Damit Haare gesund bleiben und fülliger werden, muss man sie regelmäßig schneiden", hört man immer wieder. Ob nun die Haarspitze geschnitten wird oder nicht, beeinflusst jedoch weder Haarwurzel und das Wachstum des Haars. Eine wissenschaftliche Studie widerlegte den Mythos bereits 1928, weitere Untersuchungen - immer mit dem gleichen Ergebnis - folgten. Auch wenn Haare an ihren Spitzen gespalten sind oder Spliss aufweisen, wachsen sie immer noch an der Haarwurzel nach. Eine Rasur oder ein frischer Haarschnitt können also das Haarvolumen und die Wachstumsgeschwindigkeit nicht beeinflussen.

Optische Täuschung

Warum die Stoppeln einige Tage nach der Rasur aber besonders borstig wirken, kommt dadurch zustande, dass die Härchen an der dicksten Stelle, kurz oberhalb der Haarwurzel, abgeschnitten werden. Die feinen Haarspitzen, die mit der Zeit durch Abreibung entstehen und die Haare feiner wirken lassen, fehlen. Außerdem erscheinen die ersten nachwachsenden Millimeter eines Haares länger, denn: Je kürzer ein Haar, desto stärker fallen Veränderungen an der Haarlänge auf.

Auch bei frisch geschnittenem Kopfhaar werden wir getäuscht. Ein neuer Schnitt lässt die Haare anders fallen, zudem fehlen die oftmals kaputten Spitzen. Was subjektiv betrachtet fülliger und gesünder aussieht, ist eigentlich nichts anderes als eine optische Täuschung, denn dichter wachsen die Haaren durch regelmäßiges Schneiden trotzdem nicht.

Die richtige Ernährung bringts

Was allerdings einen entscheidenden Beitrag zur gesunden Haarpracht leisten kann, ist die richtige Ernährung. Für kräftige, fest in der Kopfhaut verankerte Haare, braucht der Körper die richtigen "Bausteine". Ein Zuwenig an Eiweiß, Biotin, Folsäure, Zink, Eisen und Jod erhöht das Risiko für brüchige und trockene Haare oder sogar Haarausfall. Eine haargesunde Ernährung sollte reich an Vollkorn- und Milchprodukten, Hülsenfrüchten, Gemüse und Obst sein. Auch Roggen- und Weizenkeime, Rind- und Schweinefleisch sowie Eier sollten nicht fehlen und dienen hervorragend als Zinklieferanten. Wer sich sofortige Effekte durch eine Ernährungsumstellung erwartet, wird aber enttäuscht, denn diese zeigen sich frühestens nach einigen Monaten. (Ursula Schersch, derStandard.at, 18.06.2009)