Moderne Tampos bestehen hauptsächlich aus zellulosehältigem Saugmaterial. Ein umhüllender Vliesstoff erleichtert das Einführen und Entfernen.

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Die chronisch rezidivierende Vaginalinfektion ist vielen Frauen unangenehm vertraut. Häufigster Übeltäter ist der Candida albicans, ein Hefepilz, der sich im feuchten Milieu der Vagina ganz besonders wohl fühlt. Über die Ursache dieser hartnäckigen und immer wiederkehrenden Mykosen wird viel spekuliert. Neben nassen Badeanzügen, Intimwaschmitteln und Antibiotikatherapien werden auch Slipeinlagen und Tampons als prädisponierende Faktoren gerne erwähnt.

Feuchte Kammer im Slip

„Slipeinlagen erzeugen eine feuchte Kammer", bestätigt der Wiener Gynäkologe Georg Gerstner eine physiologische Tatsache, will jedoch das Thema Vaginalpilz nicht auf die viel kritisierten Slipeinlagen reduzieren. Es stimmt zwar, dass der berühmte Hefepilz nur in anaeroben Gefilden existiert - sprich er vermehrt sich am besten dort, wo so gut wie kein Sauerstoff hinkommt. Die Schlussfolgerung, dass eine luftundurchlässige Slipeinlage die Vermehrung von Pilzen begünstigt, erscheint also logisch, reicht aber als Erklärungsmodell für das weit verbreitete Phänomen keineswegs aus. Sicher ist nur, die Wahl einer luftdurchlässigen Slipeinlage ist kein Fehler. Nachhaltig lösen lässt sich das multikausale Pilzproblem damit aber nicht.

Wie auch immer, die Slipeinlage erfüllt ihre Funktion, erzeugt ein Gefühl von Sicherheit und Sauberkeit, behaupten zumindest die Hersteller diverser Modelle. Ausfluss ist für Frauen, die sie täglich benutzen, Vergangenheit. Und die Verwendung parfumfreier, atmungsaktiver und luftdurchlässiger Modelle übernimmt zumindest für Pilzinfektionen keine Verantwortung.

Infektionsgefahr Tampon?

Verglichen mit den formgerechten Slipeinlagen ist das Los der Tampons ein ungleich schwierigeres. Unter anderem wird den kleinen weißen Stöpseln das toxische Schocksyndrom (TSS) nachgesagt. Die lebensbedrohliche Infektion trägt deshalb auch den Namen Tamponkrankheit. Das Gefährliche daran: Bakterien bahnen sich ihren Weg über die Vaginalschleimhaut in die Blutgefässe um dann ein Kreislauf- beziehungsweise Organversagen zu erzeugen. „Das Problem existiert vor allem in Amerika", weiß Gerstner und macht die spezifische endogene Keimflora der dort lebenden Bevölkerung für das Krankheitsbild mitverantwortlich. In Österreich ist das Syndrom infolge der Nutzung von Tampons jedenfalls eine Rarität. Von der undifferenzierten Verwendung der kleinen saugfähigen Dinger hält der Wiener Gynäkologe aber trotzdem nicht viel. „Sich zuzupropfen ist sicherlich nicht der Weisheit letzter Schluss", bemerkt der Experte lakonisch und erinnert an den Pathomechanismus einer Eierstockentzündung. Die Keime dringen über die Vagina hinauf bis zur Gebärmutter um schlussendlich in den Eierstöcken ihre krankmachende Wirkung zu verbreiten. Typischerweise kommt es häufig während der Menstruation zu diesen aufsteigenden Infektionen, denn nur in diesem Zeitfenster ist die Wanderung der Erreger auch barrierefrei möglich.

Altersfrage

Bei aller Skepsis, allzu viel nachsagen kann man modernen Tampons dennoch nicht. Sie saugen gut und bei regelmäßigem Wechsel ist das Risiko einer Infektion äußerst gering. Jungen Mädchen kann Gerstner aber von der Verwendung eines Tampons mit anschließendem Schwimmerlebnis im kalten See aber nur abraten. „Die Wahrscheinlichkeit, dass es zu einer bleibenden Schädigung an einem Eierstock kommt, ist einfach zu groß", ergänzt Gerstner. (Regina Philipp, derStandard.at, 23.07.2009)