DJ Hero wird im Herbst für Xbox 360, PlayStation 3, PlayStation 2 und Wii erscheinen. Der Preis dürfte im Bundle laut ersten Berichten über 100 Euro liegen.

Mit der Guitar Hero-Serie konnte der weltgrößte Videospiel-Hersteller Activision-Blizzard erstmals mit einem Musikspiel mehr als eine Milliarde US-Dollar einnehmen. Das Prinzip, ein Plastik-Instrument einzusetzen, um im Wohnzimmer vor dem Fernseher den großen Rockstars nachzueifern, scheint zu funktionieren.

Im Herbst (vermutlich Ende Oktober) soll die Zielgruppe erweitert werden. Statt Rock und Metal sollen mit "DJ Hero" Hip-Hop- und House-Beats die Spieler locken. Auf einem vereinfachten Plattenspieler, der an die Spielkonsole angeschlossen wird, darf zu den Songs von "Eminem" oder "Benny Benassi" gescratcht werden.

Mash-ups

Vergangenen Mittwoch wurde "das nächste große Ding" im Musikspiel-Sektor in Wien vorgestellt. "DJs sind die neuen Rockstars", gab sich Activision-Sprecher Tim Ende-Styra zuversichtlich und wies kopfnickend auf die geladenen Platten-Virtuosen aus England hin. DJ Hero soll die Arbeit der Turn-Table-Ikonen auf zugängliche Art und Weise herunterbrechen.

Anstatt selbst Platten live abmischen zu müssen, wurden vorab aus 100 Songs insgesamt 80 Mash-ups kreiert, die sich nachspielen lassen. Namhafte DJs und die Entwickler von FreestyleGames mixten  Klassiker und moderne Acts von Künstlern wie Marwin Gaye, den Beastie Boys, David Bowie, Gwen Stefanie, N.E.R.D. oder auch Nirvana zusammen, um völlig neue Tracks zu generieren.

Am Teller und Mischpult

Wie aus Guitar Hero bekannt, werden die Songs dann mit bestimmten Tastenfolgen im Takt nachgespielt. DJ Hero stellt hierfür einen mit drei Tasten versehenen Plattenspieler und ein angefügtes, kleines Mischpult bereit. Die Herausforderung liegt darin, die auf dem Fernseher angezeigten Tastenkombinationen und Scratch-Einsätze punktgenau zu befolgen. Anstatt zwei Plattenteller nötigen zu müssen, wird per Knopfdruck zwischen den Tracks hin- und hergeschaltet.

Anders als bei Guitar Hero wird der Schwierigkeitsgrad nicht durch die simple Beschleunigung der Abspielfolge bestimmt, sondern durch das hinzunehmen von Reglern. Ein Experte wird demnach ständig damit beschäftigt sein, seine Hände von einem Schalter zum anderen zu bewegen, während ein Anfänger eher gemütlich an der Plastik-Platte dreht.

Eine Frage des Geschmacks

Ein Presse-Embargo seitens Activisions verbietet es über die Spielbarkeit von DJ Hero vor Ende August zu berichten, doch so viel darf verraten werden: Der Erfolg von DJ Hero dürfte weniger durch die Zugänglichkeit (oder Limitierungen) des Turn-Tables oder durch die vertraute Grafik determiniert werden, als schlicht über die beigelegte Musikauswahl.

So zeigte eine beiläufige Umfrage unter den Journalisten-Kollegen, dass sich an den Beats die Gemüter spalten. "Dafür bin ich einfach schon zu alt", meinte ein Herr einer bekannten heimischen Tageszeitung mit blauem Schriftzug, während die nicht viel jüngeren Herren von MTV angeregt mitwippten.

Gut für die Party?

Aber kann das Plastik-DJ-Pult die neue Plastik-Gitarre werden? Es wird wohl auch viel davon abhängen, wie sehr die Kundschaft DJ Hero als Einzel-Unterhaltung oder als Party-Hit versteht. "Fette Beats", die noch dazu fast selbst erzeugt werden, könnten der perfekte Stimmungsmacher am frühen Abend werden. Wie viele sich davon begeistern lassen, traut sich aber auch Activision - zumindest offiziell - nicht abschätzen.

Ende-Styra glaubt jedenfalls an den Erfolg. Der Markt sei im Gegensatz zu Sing-, Gitarren- und Band-Games noch nicht erschlossen und das Potenzial gegeben.

Groß im Geschäft

Sollte DJ Hero floppen, dürfte das kaum am Glauben in den Musikspielmarkt rütteln. Neben DJ Hero erscheint dieses Jahr noch der fünfte Teil des Bestsellers Guitar Hero sowie das neue Franchise Band Hero (ehemals "Gutar Hero World Tour"). Allen Spielen gemein ist die zunehmende Verknüpfung der Instrumente. DJ Hero wird stellenweise den Einsatz einer Plastik-Gitarre erlauben, in Band Hero wird die Wahl und Anzahl an Spielzeug-Instrumenten überhaupt nicht mehr begrenzt.

Ein Ärgernis gilt es trotzdem noch aus der Welt zu schaffen: Warum können Songs aus dem einen Spiel eigentlich nicht in einem anderen Spiel genutzt werden? "Das hat lizenzrechtliche Gründe", gesteht Ende-Styra ein. Der gleiche Grund übrigens, weshalb DJ Hero es nicht erlauben wird, einzelne Songs selbst zu mischen. Ein Paradoxon, aber wer dachte noch bis vor wenigen Jahren, dass Menschen eines Tages das Spielen von Musikinstrumenten spielen würden... (Zsolt Wilhelm, derStandard.at, 30.7.2009)