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Bei einem Einbruchsversuch in diesen Supermarkt in Krems ist in der Nacht auf Mittwoch ein Jugendlicher von Beamten erschossen worden.

Foto: APA/Pfarrhofer

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Martin Hollunder-Hollunder (Bundeseinsatztrainer), Friedrich Kutschera (Staatsanwaltschaft Krems) und Roland Scherscher (Landespolizeikommando NOE) während der Pressekonferenz.

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Krems - Ein Einbruch in einen Merkur-Markt in Krems a.d. Donau hat am Mittwoch in den frühen Morgenstunden für einen 14-Jährigen tödlich geendet. Der Jugendliche wurde in der Filiale von der Polizei erschossen, sein noch 16-jähriger Komplize schwer verletzt. Beide Burschen seien "amtsbekannt" und stammten aus Krems, sagte der Kremser Erste Staatsanwalt Friedrich Kutschera in einer Pressekonferenz in St. Pölten. Die Behörde leitet die Ermittlungen.

Laut Oberstleutnant Roland Scherscher vom Landespolizeikommando NÖ war um 2.28 Uhr in dem Supermarkt der stille Alarm ausgelöst worden. Daraufhin sei eine Streife zu der Filiale in der Landersdorfer Straße 8 entsandt worden und etwa gleichzeitig mit einem Vertreter von Merkur eingetroffen. Bei der Kontrolle in dem Objekt sei es gegen 2.55 Uhr in völliger Dunkelheit zu einem "plötzlichen Kontakt" mit den Tatverdächtigen und zur Abgabe von Schüssen gekommen.

Spitzhacke und Schraubenzieher als Einbruchswerkzeug

Die Burschen hatten selbst offenbar keine Schusswaffen bei sich. Sie trugen einen Schraubenzieher und eine Gartenhaue bei sich und seien demnach "im technischen Sinn" bewaffnet gewesen, nicht jedoch nach dem Waffengesetz, erläuterte der Kremser Erste Staatsanwalt Friedrich Kutschera in einer Pressekonferenz. "Keine weitere Auskunft" erteilte Kutschera dahingehend, weshalb die Jugendlichen "amtsbekannt" seien.

Die Leiche des 14-jährigen Florian P. sollte noch am  Mittwoch obduziert werden, sagte der Staatsanwalt. Die Tatortbearbeitung erfolgt durch das Landeskriminalamt NÖ. Mit der Untersuchung des Schusswaffengebrauchs durch die beiden Beamten der Kremser Streife habe das Innenministerium das Landespolizeikommando OÖ betraut.

Seitens der Staatsanwaltschaft seien die Polizisten und Zeugen zu vernehmen, erläuterte Kutschera das weitere Prozedere. Außerdem werde ein Sachverständigengutachten eingeholt. Die Beamten seien psychisch schwer beeinträchtigt. Es handle sich um erfahrene Kollegen, die nunmehr durch die Polizei selbst psychologisch betreut würden, so Scherscher. Wann die Beamten vernehmungsfähig seien, stehe vorerst nicht fest, sagte Kutschera.

Ob die Beamten attackiert worden seien, wisse er nicht, verwies der Staatsanwalt darauf, dass noch keine Einvernahmen stattgefunden hätten. Zu dem Schusswaffengebrauch sei es vor dem Fleischlagerraum gekommen. Die Verdächtigen hätten sich dort in einer Nische versteckt. Im Supermarkt sei es jedenfalls "völlig dunkel" gewesen.

Ein Projektil gefunden

Vorerst sei ein Projektil gefunden worden, es habe "sehr hoch oben" eingeschlagen. Ob es sich dabei um einen Warnschuss gehandelt habe, könne er nicht sagen. Kutschera unterstrich, dass beide Beamten gefeuert hätten. "Wer getroffen hat, weiß ich nicht."

Die Spurensicherung am Tatort bezeichnete der Staatsanwalt u.a. unter Verweis auf "volle Regale" als "sehr kompliziert". Es handle sich um "umfangreiche Arbeit". Die Merkur-Filiale sei geschlossen.

Rollbalken aufgezwängt

Fest steht, wie die laut Kutschera gebürtigen Österreicher Florian P. (14) und der noch 16-jährige R. in die Filiale gelangt waren. Sie hätten demnach zunächst versucht, die Hintereingangstür aufzubrechen, was jedoch nicht gelungen sei. Daraufhin hätte das Duo den Rollbalken einer Laderampe aufgezwängt und damit den stillen Alarm ausgelöst. Die Jugendlichen seien nicht dazu gekommen, etwas zu stehlen, so Kutschera.

Es stand vorerst auch noch nicht fest, ob die Beamten bei der Kontrolle der Filiale mit Taschenlampen ausgerüstet waren, so Chefinspektor Martin Hollunder. Sie hätten bei ihrem Einsatz keine Verstärkung angefordert, ergänzte Oberstleutnant Roland Scherscher vom Landespolizeikommando. Er bezeichnete den Schock bei den Angehörigen des Getöteten ebenso wie des verletzten Jugendlichen als sehr groß. "Wir bedauern den Ausgang dieses Vorfalls, der genau untersucht wird."

Einsatztraining

Hollunder, der Bundeseinsatztrainer ist, verwies darauf, dass Polizeibeamte 20 Stunden Einsatztraining pro Jahr zu absolvieren hätten. Es handle sich dabei um jeweils vier Stunden Schießen, Einsatztechnik und -taktik sowie um acht Stunden "interaktives Szenarientraining" mit Kunststoffmunition und Schutzausrüstung. Letzteres könne "annähernd jenen Stress erzeugen", der der Realität nahekomme. Pfefferspray gehöre zur Ausrüstung der Beamten, erziele jedoch nur bis zu einer Entfernung von maximal vier Metern Entfernung auch Wirkung. Eine damit attackierte Person könne nicht nur kampffähig bleiben, sondern durch den ausgelösten Schmerz sogar noch aggressiver werden, so der Bundeseinsatztrainer. (APA)