Aktionstag in Österreichs Redaktionen.

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Wien - Presse-Betriebsversammlung, zum Wirtschaftsblatt, ab in den Zug nach Graz zur Kleinen Zeitung. Presse-Betriebsrat Michael Lohmeyer auf Österreich-Tour in Sachen Journalismus und Kollektivvertrag. Fünf Redaktionen versammelten sich Dienstag zu einem Thema: Immer weniger Medienunternehmen stellen Journalisten nach dem für sie vorgesehenen Kollektivvertrag an.

Die Styria-Blätter Presse und Wirtschaftsblatt haben oder gründen dafür Tochterfirmen. Konzernschwester Kleine sei als nächstes dran, prognostiziert Wirtschaftsblatt-Betriebsrat Herbert Geyer. Die Redaktion der Tiroler Tageszeitung ist auf zwei Firmen aufgeteilt, die Fusion mit der Styria soll Synergien bringen. Die APA will - nach Prüfung der Sozialversicherung - freie Mitarbeiter anstellen, nach Gewerbekollektivvertrag. APA-Manager Peter Kropsch redet am Mittwoch wieder mit dem Betriebsrat.

"Journalismus ist kein Gewerbe" , betont Presse-Betriebsrat Lohmeyer: "Journalisten diesem Kollektivvertrag zu unterstellen ist grundfalsch." Ein Fliesenleger brauche nicht fragen, was er für die Demokratie tut, er erfülle Aufträge für Geld. Journalisten aber hätten die Aufgabe, Fragen zu stellen, "die nicht mit Geld zu bewerten sind" , ja sogar Inserenten kosten könnten. Vertragsentwürfe für die Presse-Tochter sähen vor, dass sie journalistische Arbeiten für PR und Werbung von Fremdfirmen weiterverkaufen darf.

Wirtschaftsblatt-Manager Hans Gasser sagt den Gewerkschaftern nach, ihnen gehe es allein um "wohlerworbene Rechte", sie ignorierten die neue Medienwelt. Dass andere Kollektivverträge das Berufsbild negativ beeinflussen, sei "vollkommen ungerechtfertigt" . Das Journalistengesetz regle die beruflichen Rahmenbedingungen. Die "überwiegende Mehrheit" der Journalisten sei nicht nach diesem KV angestellt. Der Zeitungsverband sieht rund 1350 in diesem KV bei Tages- und Wochenzeitungen.

Arbeitsrichterin Ingeborg Piatnik wunderte sichDienstag in der ersten Verhandlung, warum dieselbe Tätigkeit, etwa Pressefotos bei der Presse Journalismus sind, bei ihrer Tochter plötzlich nicht mehr:"Mein gesunder Hausverstand wehrt sich dagegen. Das ist genau das Gleiche." Inhalte machten doch die Zeitung aus: "Zeitung ist ohne Inhalt nicht denkmöglich. Eine Zeitung hat einen Inhalt, oder sie ist ein Schmarrn." (Harald Fidler/DER STANDARD; Printausgabe, 26.8.2009)