Flachlautsprecher ermöglichen neue Beschallungskonzepte

Das Fraunhofer Institut für Digitale Medientechnologie (IDMT) hat in Kooperation mit dem Unternehmen Sennheiser ein völlig neues Konzept für ultraflache Lautsprecher entwickelt. Das System wird auf der internationalen Funkausstellung (IFA) in Berlin vom 4. bis 9. September 2009 präsentiert und soll Musikliebhaber trotz einer Bautiefe von nur 2,5 Zentimetern mit vollen Klängen überzeugen. Guter Klang braucht an sich Raum, da eine Lautsprechermembran uneingeschränkt schwingen muss. Durch speziell angeordnete, für Kopfhörer optimierte Miniaturlautsprecher soll künftig die unauffällige Integration von Lautsprechern auf Wänden oder in Möbeln bei vollem Klangerlebnis möglich sein. "Im Rahmen dieser Kooperation mit Fraunhofer erschließen wir ein neues Einsatzfeld für unsere hochwertigsten elektrodynamischen Kopfhörer-Miniaturlautsprecher", sagt Jürgen Peissig, Forschungsabteilungsleiter Signalverarbeitung und Hochfrequenz bei Sennheiser electronic. Aufgrund ihrer geringen Bautiefe eigneten sie sich hervorragend für die Verwendung in flachsten Lautsprechergehäusen.

Entwicklung

"Flachlautsprechertechnologien wurden schon in den 1920er Jahren von Unternehmen wie Telefunken entwickelt. Das zentrale Problem dabei ist, dass diese platzsparenden Lautsprecher eine deutliche Klangbeeinträchtigung erfahren, sobald sie an die Wand gehängt oder in Möbelstücke integriert wurden", sagt Daniel Beer, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Fraunhofer IDMT, gegenüber pressetext. "Diese Schwäche traditioneller Flachlautsprecher diente als Ausgangspunkt für unsere Überlegungen. Eine detaillierte Ursachenanalyse machte deutlich, dass die Schallabstrahlung von der Rückseite der Membran durch ein Lautsprechergehäuse verhindert werden muss. Da das im Gehäuse eingeschlossene Luftvolumen die Klangeigenschaften des Flachlautsprechers beeinflusst (ähnlich einer Luftpumpe), musste eine Technologie entworfen werden, die bei einer Gehäusetiefe von beispielsweise 1,2 cm sehr gute Wiedergabeeigenschaften ermöglicht," fährt Beer fort.

Patent

"Die vom Fraunhofer IDMT entwickelte und zum Patent angemeldete Technologie setzt auf die Verwendung von vielen kleinen Schallwandlern. Diese arbeiten so zusammen, als wären zwei große konventionelle Wandler im Einsatz", so der Experte weiter. Dieses Array-Konzept ließe ein lineares Wiedergabeverhalten auch dann zu, wenn der Flachlautsprecher direkt an der Wand positioniert oder in Möbeln verbaut werde. Die Bautiefe beträgt rund 2,5 Zentimeter, wobei die Stärke der Verbauungsmaterialien alleine etwa 1,2 Zentimeter ausmacht, was eine weitere Verflachung nicht unmöglich erscheinen lässt. Das System ist frei skalierbar und erlaubt die freie Gestaltung und multifunktionale Nutzung der Lautsprecheroberfläche. So wird die Widergabe eines Frequenzbereichs von 100 bis 20.000 Hertz möglich, auch wenn eine Platzierung in Mediengeräten wie Flachbildfernsehern erfolgt. Zudem lassen sich viele dieser Flachlautsprecher in einem Raum unterbringen, was für Benützer beeindruckende Surround-Sound-Erlebnisse nach sich ziehen kann.

Multikanal

Die neuentwickelten Flachlautsprecher sind sowohl für Multikanal-Systeme geeignet als auch in Kombination mit dem von Fraunhofer IDMT vorangetriebenen IOSONO-Audiowiedergabesystem einsetzbar. Letzteres erzeugt mit Hilfe vieler ringförmig angeordneter Lautsprecher ein räumliches Schallfeld und basiert auf dem Prinzip der Wellenfeldsynthese. Auf der internationalen Funkausstellung wird auch eine auf der gleichen physikalischen Grundlage entwickelte Technologie des Schweizer Unternehmens sonic emotion zu sehen sein, die räumliche Klangerlebnisse mit nur einem einzigen Lautsprecher in Aussicht stellt. (pte)