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Nach der Hypo-Übernahme herrschte Euphorie. Von links: Josef Martinz (Kärntner Landesholding-Aufsichtsrat), Jörg Haider (Landeshauptmann), Werner Schmidt (Ex-BayernLB-Chef), Tilo Berlin (Ex-Hypo-Vorstandschef) und Wolfgang Kulterer (Ex-Hypo-Chef). Heute ermittelt die Staatsanwaltschaft.

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Kärnten hat sich beim Weiterverkauf an die Bayern wertvolle Sonderrechte gesichert.

Wien – Papiere, die dem STANDARD vorliegen, zeigen, wie rasant Investor Tilo Berlin den Einstieg in die Hypo Group Alpe Adria konzipiert hatte. Unter dem Namen "Project Knox" bot Berlin "friends and family" eine Hypo-Beteiligung (auch) in Form von Genussrechten an, die sich äußerst rasch in einen Gewinn umwandeln sollte. Funktioniert hat das so: Die Zweckgesellschaft "Berlin & Co. Capital S.A.R.L." in Luxemburg legte Genussscheine auf, die damals von der "B & Co Privatstiftung" (heute: Mons Carantanus Privatstiftung; Stifter sind unter anderem Tilo Berlin und Familie) und der in Jersey ansässigen Kingsbridge Capital Management GP Ltd." gezeichnet wurden.

Hinter Kingsbridge steht der Wiener Mathias Hink und seine Hardt-Gruppe. Wer noch an den Gesellschaften bzw. Genussrechten beteiligt war, ist offiziell nicht bekannt. Wie berichtet sollen indirekt Unternehmer wie Herbert Koch (Leiner), Industriellenpräsident Veit Sorger oder die Flick-Privatstiftung (Vorstandsmitglied: Ex-Hypo-Chef Wolfgang Kulterer) dabei gewesen sein. Gerüchte, wonach die Privatstiftung Annagasse (rund um Vienna Capital Partners, die einst ein IPO der Hypo vorbereitet hatten) mit von der Partie gewesen sei, werden dementiert.

"Strictly confidential"

Der Zeitplan war ambitioniert. In der Projektunterlage ("strictly confidential" ) von Jänner 2007 wurden die Investoren zum Mitmachen aufgefordert. Als Exit waren der Börsengang der Hypo (einst für 2008 geplant, laut "Project Knox" sollte er 4,2 bis 4,7 Mrd. Euro einbringen) oder ein anderweitiger Anteilsverkauf angedacht.

Allerdings übernahm dann schon im Mai die BayernLB die Mehrheit an der Hypo (um 1,67 Mrd. Euro) und die Genussrecht-Inhaber kassierten: 8/10 der Erlöse gingen laut "Terms and Conditions" direkt an sie. 4/30 gingen an die "B&Co Privatstiftung Österreich", 2/30 an Kingsbridge. Am 7. August 2008 wurde die "Berlin & Co. Capital" wieder aus dem Handelregister gelöscht. Der Nettogewinn soll bei 170 Mio. Euro gelegen sein. Auch dafür soll sich wie berichtet die deutsche Staatsanwaltschaft interessieren. Aus ihrem Durchsuchungsbeschluss ergibt sich laut Süddeutsche Zeitung, dass die Bayern um 400 Mio. Euro zu viel für die Hypo bezahlt hätten. Ermittelt wird gegen Ex-BayernLB-Chef Werner Schmidt (Tilo Berlin hat lange unter ihm gearbeitet), es gilt die Unschuldsvermutung.

Wichtige Rechte

Das Land Kärnten (über seine Landesholding) und die Grazer Grawe haben beim Verkauf jedenfalls wichtige Rechte für sich heraus verhandelt. So wurde in einem Sideletter "klargestellt, dass die Kärntner Landesholding nicht für Wertentwicklungen der Bank haftet und zusätzlicher Wertberichtigungsbedarf keine Auswirkungen für den Verkäufer mit sich bringen" . Ein Punkt, der sich angesichts der misslichen Lage der Bank wohl gelohnt hat. Theoretisch wäre eine Mindestdividende von fast 7,8 Mio. Euro angestrebt gewesen. Und der Landesholding steht bis Ende 2017 (da endet die Landeshaftung von derzeit rund 20 Mrd. Euro) die Entsendung eines ständigen Beraters (ohne Stimmrecht) in den Aufsichtsrat zu, "egal ob die Holding überhaupt noch Aktien an der Hypo ... hält" .

Laut Syndikatsvertrag haben die Bayern den "Unternehmenssitz der Bank für das Österreich-Geschäft und die Headquarter-Funktion zu erhalten und das gesamte Südosteuropa-Geschäft mit dem Ziel des weiteren Ausbaues in Klagenfurt zu betreiben" . Ein derzeit nicht unwesentlicher Punkt, der nur unter besonderen Bedingungen geändert werden kann. Laut Satzung der Hypo Group Alpe Adria ist ein Abweichen von diesem Grundsatz nämlich nur dann möglich, wenn alle Aktionäre bei der Hauptversammlung anwesend sind und einstimmig zustimmen. Das selbe gilt für den Fall, dass "eine Umstrukturierung der Bank dazu führt, dass einer der Vertragspartner seine Aktionärseigenschaft ... gegen seinen Willen verliert" .

Was beim Einstieg der Bayern auch festgehalten wurde: Vertreter der HSBC und der Vienna Capital Partners (VPC) hätten dem Aufsichtsrat der Landesholding eine "Erstanalyse der Bandbreite des Unternehmenswertes" der Bank vorgestellt" . Demnach wurde "das Verhandlungsergebnis (Kaufpreis; Anm.) unter Berücksichtigung der verhandelten Sonderrechte mit 3,25 Milliarden Euro als sehr gut bewertet. Im Zuge eines Börsengangs würde laut Aussagen der Experten ... im Best Case der Wert nur bei 2,8 bis 2,9 Milliarden Euro gesehen". (Renate Graber, Bettina Pfluger, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 17./18.10.2009)