Sissy Mayerhoffer wurde zur Leiterin "Humanitarian Broadcasting" bestellt.

Foto: ORF/Ramstorfer

Die Kaufmännische Direktorin des ORF, Sissy Mayerhoffer, räumt nach der Regierungseinigung auf ein neues ORF-Gesetz ihren Platz und übernimmt die Funktion "Humanitarian Broadcasting" des öffentlich-rechtlichen Senders. Dies teilte ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz am späten Montagabend in einem Mail, das der APA vorliegt, den Mitgliedern des ORF-Stiftungsrats mit. Mayerhoffers Rückzug wurde nach der SPÖ-ÖVP-Einigung auf eine Gebührenrefundierung in Höhe von insgesamt 160 Mio. Euro erwartet. Als Favorit für die Nachfolge Mayerhoffers wird der von der ÖVP unterstützte Chefredakteur des Landesstudios Niederösterreich, Richard Grasl, gehandelt.

ORF-Chef Wrabetz hat bereits die Ausschreibung des Postens des Kaufmännischen Direktors veranlasst, wie er den Stiftungsräten schreibt. "Die Ausschreibung wird in der morgigen Wiener Zeitung veröffentlicht, sodass am 17. Dezember 2009 eine entsprechende Beschlussfassung erfolgen kann", so Wrabetz. Bei Mayerhoffer bedankte sich der ORF-Chef für deren "außerordentlichen und erfolgreichen Einsatz in der ORF-Geschäftsführung".

Neu strukturiert

Der Bereich "Humanitarian Broadcasting" gewinne durch die erzielte Einigung auf eine Teilrefundierung der durch Gebührenbefreiungen entgangenen Teilnehmerentgelte an Bedeutung und werde unter Mayerhoffer als wichtiger Bereich der Generaldirektion neu strukturiert. Die Aktionen "Licht ins Dunkel" und "Rat auf Draht" könnten laut Wrabetz beibehalten und sogar erweitert werden, und der Ausbau des barrierefreien Zugangs zu den ORF-Angeboten soll mit zusätzlichen Mitteln verstärkt werden.

Der künftige Kaufmännische Direktor des ORF wird mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit Richard Grasl heißen. Gegenüber dem STANDARD meinte er, dass er sich für den Posten bewerben werde. Mit Grasl dürfte erstmals ein Journalist die kaufmännischen Agenden des ORF leiten. Der gebürtige Kremser hat ein Wirtschaftsstudium absolviert und war in einer Steuerberatungskanzlei tätig. Im Landesstudio Niederösterreich wird Grasl neben seinen journalistischen auch für seine Management-Fähigkeiten geschätzt. Kritiker monieren hingegen, dass Grasl eine zu große Nähe zum niederösterreichischen Landeshauptmann Erwin Pröll (V) aufweise. Verschiedene Medien berichteten in den vergangenen Wochen und Monaten denn auch immer wieder von ÖVP-Forderungen, wonach es eine Zustimmung zur Refundierung von ORF-Gebührengeldern nur im Gegenzug für einen Aufstieg Grasls ins ORF-Direktorium gebe . ÖVP-Klubobmann und -Mediensprecher Karlheinz Kopf bezeichnete dies allerdings erst am Montagabend wieder als "Unsinn". (APA)