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FDLR-Chef Ignace Murwanashyaka bei einem Auftrritt vor der Sant´Egidio-Gemeinde in Rom.

Foto: Reuters/Alessia Pierdomenico

Karlsruhe - Zwei mutmaßliche Kriegsverbrecher aus Ruanda sind am Dienstag in Baden-Württemberg von Beamten des Bundeskriminalamtes festgenommen werden. Die Beschuldigten seien zudem dringend verdächtigt, als Mitglieder der terroristischen Vereinigung Forces Démocratiques de Libération du Rwanda (FDLR) Verbrechen gegen die Menschlichkeit begangen zu haben, erklärte die Bundesanwaltschaft in Karlsruhe. Einer der Beschuldigten sei Rädelsführer der Terrororganisation gewesen.

Die Bundesanwaltschaft gab den Namen des mutmaßlichen Rädelsführers nur mit Dr. Ignace M. (46) an. Nach Informationen des Mannheimer Senders Radio Regenbogen handelt es sich um Ignace Murwanashyaka, der Führer einer Hutu-Miliz gewesen sein soll und gegen den bereits im Jahr 2006 ermittelt worden war. Murwanashyaka (46) wurde in Karlsruhe verhaftet, sein 48 Jahre alter Landsmann Straton Musoni im Großraum Stuttgart.

Verbrechen gegen Zivilisten

Bei der FDLR handelt es sich laut der deutschen Bundesanwaltschaft um eine paramilitärische Milizen-Organisation, die am Bürgerkrieg in den an Ruanda angrenzenden Landesteilen der Demokratischen Republik Kongos beteiligt ist. Milizionäre der FDLR sollen von Jänner 2008 bis Juli 2009 mehrere hundert Zivilisten getötet, eine Vielzahl von Frauen vergewaltigt, etliche Dörfer geplündert und gebrandschatzt, die Dorfbewohner zum Teil vertrieben und zahlreiche Kinder als Soldaten zwangsrekrutiert haben.

Murwanashyaka ist nach Angaben der Behörde seit dem Jahr 2001 Präsident der FDLR. Er soll damit zugleich der Oberkommandierende der bewaffneten Truppen der Milizen-Organisation gewesen sein. Der zweite Beschuldigte Straton Musoni sei seit 2005 Vizepräsident der FDLR. Er soll Murwanashyaka in militärischen Angelegenheiten vertreten und beraten haben.

Ermittlungen dauerten ein Jahr

Nach den bisherigen Ermittlungen hatten die Beschuldigten bis zu ihrer Festnahme als oberste militärische Befehlshaber der FDLR maßgeblichen Einfluss auf das Geschehen in den Bürgerkriegsprovinzen. Sie hätten daher die systematischen Gewalttaten ihrer Milizionäre unterbinden können. Damit stehen sie im dringenden Verdacht, für die von der FDLR begangenen Verbrechen verantwortlich zu sein, wie die Bundesanwaltschaft erklärte. Die seit etwa einem Jahr mit großem Aufwand verdeckt geführten Ermittlungen hätten die Beweislage so verdichtet, dass der Ermittlungsrichter des Bundesgerichtshofs am Montag Haftbefehl erließ. Die Beschuldigten sollten am Dienstag dem Ermittlungsrichter des Bundesgerichtshofs vorgeführt werden.

Murwanashyaka lebt seit Jahren in Mannheim. In Karlsruhe sei er nur zu einem privaten Besuch gewesen. Nachdem gegen Murwanashyaka 2006 von der Bundesanwaltschaft ein Ermittlungsverfahren wegen des "Anfangsverdachts wegen Beteiligung an Verbrechen gegen die Menschlichkeit in der Demokratischen Republik Kongo" eingeleitet worden war, wurde ihm zeitweise das Aufenthaltsrecht entzogen. Die Anklage wurde später aus Mangel an Beweisen fallen gelassen. In Ruanda wird der 46-Jährige als Kriegsverbrecher gesucht. (APA/AP)