Mit spektakulären Aktionen versucht Joachim Franz die Menschen für das Thema Aids aufzurütteln.

Foto: obs/Reader's Digest Deutschland

Wien - Am heutigen Dienstag ist Welt-Aids-Tag: Rund um den Erdball wird auf die anhaltende Gefahr durch die Pandemie durch das HI-Virus aufmerksam gemacht. Laut dem aktuellen Welt-Aids-Bericht haben sich bisher 60 Mio. Menschen mit dem Erreger infiziert. Etwa 25 Mio. Menschen sind seit Ausbruch der Epidemie gestorben. Derzeit leben weltweit rund 33,4 Mio. Menschen mit HIV/Aids.

2008 haben sich weltweit 2,7 Mio. Menschen neu infiziert, zwei Millionen Personen sind gestorben. Trotz der hohen Zahl an Neuinfektionen ist in den vergangenen Jahren weltweit die Zahl der Ansteckungen um 17 Prozent gesunken. In den vergangenen fünf Jahren ist die Zahl der Aids-Todesfälle um fünf Prozent zurückgegangen.

Die Daten für Österreich: Bis 30. Oktober sind 1.502 Menschen an Aids verstorben, insgesamt 2.749 Personen an Aids erkrankt. Mit Aids leben derzeit 1.247 Menschen. Es gibt in Österreich zwischen 12.000 und 15.000 HIV-Positive. Insgesamt steigt die Zahl der HIV-Neuinfektionen offenbar leicht an: Im Jahr 2007 waren es in Österreich 515, im Jahr 2008 dann 505 bestätigte positive Tests, nach drei Viertel des Jahres hochgerechnet werden es im Jahr 2009 wohl um die 523 sein.

"Soziales Aids"

Österreichische Aids-Aktivisten verwiesen aus Anlass des diesjährigen Welt-Aids-Tages vor allem auf den hohen Anteil von Betroffenen, bei denen die Infektion erst sehr spät festgestellt wird. Darüber hinaus wird auch das "soziale Aids" - die Benachteiligung der HIV-Positiven - beklagt, deren Lage zum Teil oft erschütternd ist.

Wiltrut Stefanek, Proponentin der Frauen-Selbsthilfegruppe PULSHIV weiß seit 14 Jahren, dass sie HIV-positiv ist und enschied sich zum offenen Umgang mit ihrer Situation: "Meine Eltern wurden beschimpft. Mein Sohn wurde in der Schule beschimpft als Sohn einer aidskranken Hure. Aber wir haben keinen Grund, uns zu verstecken. Es geht um das soziale Aids. Viele meiner Leute (aus der Selbsthilfegruppe, Anm.) leben am Existenzminimum. Wir fordern ein bundesweites Anti-Diskriminierungsgesetz für Menschen, die mit HIV leben. Die Mitarbeiter von Polizei und Rettung müssen entsprechend ausgebildet werden."

Seltsamer Informationsfluss

Ganz eigenartig ist offenbar, wie Informationen über eine allfällige HIV-Infektion an Stellen wie das Arbeitsmarktservice fließen dürften. Wiltrut Stefanek: "Es gibt immer wieder die Situation, dass das Arbeitsamt Bescheid weiß über eine Infektion. Wir haben auch Fälle, in denen Personen darauf angesprochen werden. Wir wissen nicht, woher das Arbeitsamt das hat."

Der Wiener Aids-Hilfe-Obmann Dennis Beck erklärte dazu, "standardmäßig" könne man das für das AMS nicht bestätigen. Es gäbe aber immer wieder Einzelfälle. Hier sei es dann sehr schwierig, den Informationsfluss aufzuklären.(APA/red)