London - Nach dem nur knapp vereitelten Anschlag auf ein US-Passagierflugzeug rücken der Jemen und Somalia immer stärker ins Visier des Antiterrorkampfes.

Großbritannien und die USA kündigten am Wochenende ein stärkeres Vorgehen gegen die terroristische Bedrohung dort an. London und Washington wollen im Jemen eine Antiterrorspezialeinheit der Polizei finanzieren. Auch die jemenitische Küstenwache soll unterstützt werden, um zu verhindern, dass Kämpfer aus Somalia in den Jemen gelangen.

Aus Furcht vor einem Attentat schlossen die Regierungen in London und Washington am Sonntag zudem ihre Botschaften im Jemen.

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Washington/London - Die USA und Großbritannien wollen den gemeinsamen Antiterrorkampf im Jemen und in Somalia verstärken. Das Büro des britischen Premierministers Gordon Brown erklärte am Sonntag, zu den mit US-Präsident Barack Obama vereinbarten Maßnahmen gehöre die gemeinsame Finanzierung einer Sondereinheit der Polizei zur Terrorabwehr im Jemen, auch die Küstenwache soll mehr Unterstützung erhalten.

Beide Länder seien sich ferner einig, dass in Somalia eine "größere Friedenssicherungstruppe erforderlich" sei. Sie würden sich dafür im Uno-Sicherheitsrat einsetzen. Derzeit unterstützen 5300 Soldaten der Mission der Afrikanischen Union in Somalia (AMISOM) die schwache somalische Übergangsregierung gegen die bewaffnete islamistische Opposition am Horn von Afrika.

"Kreuzfahrer töten"

Quasi als erste Kooperationstat schlossen Amerikaner und Briten ihre jeweiligen Botschaften im Jemen. Laut britischem Außenamt habe es bereits vergangene Woche Drohungen gegen westliche Botschaften in dem arabischen Land am Golf von Aden gegeben. Eine Gruppe namens "Al-Kaida auf der Arabischen Halbinsel" hatte alle Muslime aufgefordert, "die Kreuzfahrer und ihre Gehilfen in deren Botschaften zu töten" .

Al-Kaida-Stellungen im Jemen geraten nach dem vereitelten Flugzeug-Attentat von Detroit immer mehr ins Visier der US-Militärs. Wie US-Medien am Samstag berichteten, flog der Top-General David Petraeus zu einem Gespräch mit dem jemenitischen Präsidenten Ali Abdallah Saleh nach Sanaa. Saleh soll dabei weitere Hilfe seines Landes im Anti-terrorkampf angeboten haben. Bereits jüngste Angriffe auf mutmaßliche Al-Kaida-Stellungen im Jemen haben nach einem Bericht des US-Fernsehsenders CBS unter Führung der USA und mit Unterstützung der Regierung in Sanaa stattgefunden. Präsident Obama machte am Wochenende erstmals direkt die Al-Kaida im Jemen für den Anschlagsversuch von Detroit verantwortlich (siehe rechts).

Die britischen Sicherheitsbehörden wussten einem Zeitungsbericht zufolge bereits vor drei Jahren von wiederholten Kontakten Abdulmutallabs zu islamischen Extremisten. Der heute 23-Jährige sei aber als ungefährlich für die nationale Sicherheit eingeschätzt worden. Daher seien keine Informationen an die USA weitergegeben worden. Mittlerweile haben die Briten ihren US-Kollegen jedoch eine Akte über die Aktivitäten Abdulmutallabs zwischen 2005 und 2008 ausgehändigt.

In London geht man davon aus, dass Abdulmutallab erst für den geplanten Anschlag rekrutiert worden sei, nachdem er Großbritannien verlassen habe, höchstwahrscheinlich während seines Jemen-Aufenthalts im vergangenen Sommer. Beherzte Mitreisende und Besatzungsmitglieder überwältigen den Mann, als er den Sprengsatz in der Passagiermaschine zünden wollte. Sein Vater hatte auch der US-Botschaft in Lagos Informationen über die extremistischen Neigungen des jungen Mannes übermittelt. (dpa, red/DER STANDARD, Printausgabe, 4.1.2010)