Wenn in Österreich vollmundig über eine große Forschungsstrategie diskutiert wird, dann steht von vornherein fest: Es gibt keine Garantie, dass zukunftsweisende Ziele mit realistischen Chancen auf Umsetzung definiert werden. Und es geht nicht um bessere Arbeitsbedingungen für die besten Köpfe, sondern um den Wettbewerb der besten (Förder-)Töpfe.

Von dieser provinziellen - und selbst aus Sicht der Industrie kurzsichtigen - Einengung profitieren paradoxerweise die Wissenschafter selbst, weil die sonder Zahl in Auftrag gegebenen Studien erstens jemand erarbeiten und zweitens jemand bezahlen muss.

Mehr aber schon nicht. Denn der Geburtsfehler, an dem so gut wie alle großen Reformvorhaben, auch die Forschungsstrategie 2020, leiden, lässt sich auch mit vielen Expertisen nicht beseitigen: Den politischen Entscheidungsträgern fehlt es an Mut und Ehrlichkeit für klare Entscheidungen und Schnitte. Sie wollen es allen recht machen und das mühsam erwirtschaftete Steuergeld an jene verteilen, die am lautesten schreien und schnelle Erfolge versprechen. Prüfen, ob das Geld tatsächlich in exzellente Forschung investiert wird, wollen sie nicht.

Der Preis für einen solchen Selbstbedienungsladen ist hoch: Mit unterdotierter universitärer Forschung bleiben langfristig Produktinnovationen aus - und Arbeitsplätze. (Luise Ungerboeck, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 15.1.2010)