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Mehmet Ali Agca schoss im Mai 1981 auf Papst Johannes Paul II. Warum und wer Auftraggeber war ist bis heute nicht klar. Am Montag hat er seine Strafe abgesessen und kommt frei.

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Archivfoto aus dem Jahr 1983. Johannes Paul II. besucht seinen Attentäter Mehmet Ali Agca.

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J.P II nach dem Attentat 1981.

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Istanbul - Als Mehmet Ali Agca vor vier Jahren aufgrund einer Fehlberechnung seiner Haftzeit in der Türkei für einige Tage auf freien Fuß kam, fragte er seinen Anwalt, ob er einmal ein Handy sehen könne. Der Papstattentäter wusste einfach nicht, was ein Mobiltelefon ist - schließlich saß er seit seinen Schüssen auf Johannes Paul II. Anfang der 1980er Jahre im Gefängnis. Heute kommt Agca endgültig frei, nachdem er mehr als die Hälfte seines Lebens hinter Gittern verbracht hat. Doch auch wenn er technologisch nicht ganz auf der Höhe der Zeit sein mag - Agcas Geschäftssinn hat in der Haft nicht gelitten.

Rechtsradikaler Gewalttäter der "Grauen Wölfe"

Der heute 52-jährige Agca aus dem ostanatolischen Malatya war in den 70er Jahren ein rechtsradikaler Gewalttäter der "Grauen Wölfe". Damals bekriegten sich linke und rechte Gruppen auf den Straßen der Türkei und trieben das Land an den Rand eines Bürgerkrieges, wobei die Rechten die Unterstützung der Sicherheitskräfte genossen. Agca erschoss 1979 den bekannten Journalisten Abdi Ipekci und kam ins Gefängnis - wo er aber nicht lange blieb. Kein halbes Jahr später türmte er mit Unterstützung der "Grauen Wölfe" und floh aus der Türkei. Seine Todesstrafe wegen des Mordes an Ipekci wurde später in eine Haftstrafe umgewandelt.

Ungeklärtes Attentat

Wie Agca zwei Jahre nach seiner Flucht aus der Türkei nach Rom gelangte und in wessen Auftrag er am 13. Mai 1981 auf dem Petersplatz in Rom auf Papst Johannes Paul II. schoss, ist bis heute nicht geklärt. Angeblich steckten osteuropäische Geheimdienste hinter der Gewalttat. In seinem Prozess in Italien trug Agca wenig zur Aufklärung der Hintergründe bei, im Gegenteil. Er machte widersprüchliche Aussagen, bezeichnete sich selbst als Jesus Christus und den Anschlag auf den Papst als Teil eines göttlichen Plans. So mancher Beobachter kam zu dem Schluss, dass Agca nur so tat, als sei er verrückt geworden.

Will eigene religiöse Schriften vorlegen

Merkwürdige Dinge erzählte Agca auch nach seiner Abschiebung aus Italien in die Türkei vor zehn Jahren. Wegen des Ipekci-Mordes kam er in seinem Heimatland zwar sofort wieder hinter Gitter, doch still war er nicht. Kurz vor dem Türkei-Besuch des neuen Papstes Benedikt XVI. Ende 2006 forderte er den deutschen Pontifex auf, die Reise abzusagen und zurückzutreten. Kürzlich schrieb er an die "Sunday Times" in London, nach seiner Freilassung werde er eigene religiöse Schriften vorlegen, das "perfekte Christentum" verkünden und das Ende der Welt vorhersagen.

Urlaub, Filmangebote und Buchverträge

Bis zum angeblichen Weltuntergang hat Agca aber noch einiges vor. Zuerst einmal fährt er nach seiner Haftentlassung aus dem Sincan-Gefängnis bei Ankara in den Urlaub, wie sein Anwalt Haci Ali Özhan ankündigte. Dann schaut er sich die mehr als 50 Angebote für Filme und Bücher an, die ihn aus aller Welt erreicht haben. Angeblich verlangt Agca mehrere Millionen Dollar pro Buchvertrag. Dem Bestsellerautor Dan Brown, der sich mit Verschwörungsgeschichten rund um die katholische Kirche einen Namen gemacht hat, soll Agca ein Buch- und Filmprojekt mit dem Namen "Der Vatikan-Code" vorgeschlagen haben.

Im Auftrag seines Mandanten bemüht sich Anwalt Özhan seit fast einem Jahr zudem um einen Termin für Agca an der Stätte seines Attentates - im Vatikan. Agca wolle das Grab von Johannes Paul II. besuchen, der ihm nach den Schüssen vergeben hatte, und auch mit Benedikt sprechen, erklärte Özhan. Aus dem Vatikan sei bisher aber noch keine definitive Antwort gekommen.

Auf Agcas Reiseliste steht offenbar nicht nur die Ewige Stadt. Innerhalb von zwei Tagen könnte sein Mandant einen türkischen Reisepass erhalten, schließlich habe er seine Strafe abgesessen, sagte Agcas Anwalt. Özhan will sogar schon in Erfahrung gebracht haben, dass Agca problemlos Visa für die Einreise in diverse ausländische Staaten erhalten könne. Auslandsreisen würden für den Papstattentäter unumgänglich werden, erläuterte der Jurist: zur Unterzeichnung lukrativer Medienverträge. (APA)