Wenn Verkehrsministerium, ÖBB und Land Niederösterreich ein optimales Verkehrsangebot für die Bevölkerung im flächenmäßig größten Bundesland preisen, dann ist Vorsicht angebracht.

Noch angemessener ist gesundes Misstrauen. Denn besser sind Zug- oder Busverbindungen in den vergangenen zwanzig Jahren trotz öffentlicher Beteuerungen selten geworden - zumindest nicht außerhalb der Ballungsräume. Im Gegensatz zu Autobahnen und Schnellstraßen, die sich die Landesregierung unter Langzeitlandeshauptmann Erwin Pröll von der Asfinag, also vom Bund, zuhauf bauen ließ, wurde der öffentliche Personennah- und Regionalverkehr extrem kurzgehalten. Für Pendlerzüge blieb ebenso wenig Geld übrig wie für Busverbindungen, die über das Minimalangebot von Schülerbussen in aller Herrgottsfrüh und nach Unterrichtsende hinausgehen.

Mit der soeben fixierten Übertragung von 600 Kilometern Schiene von der ÖBB an Niederösterreich, wird sich daran nichts ändern. Denn über neue Angebote entscheiden auch künftig nicht die Bedürfnisse der Fahrgäste, sondern Politiker, die mit dem Dienstwagen zu reisen pflegen. Beauftragt mit neuen Öffi-Linien werden auch nicht bewährte Verkehrsanbieter, sondern eine zu gründende Landesgesellschaft. Dass so attraktivere Angebote entstehen, ist etwa so wahrscheinlich wie die Entschuldung der ÖBB.  (Luise Ungerboeck, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 16./17.1.2010)