Erprobte und sichere Methode Faxwahl? Skrupellose Menschen könnten auf diesem Weg auch für andere stimmen.

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Wien - Nur über Fax können die Gebührenzahler ab Montag sechs Publikumsräte von 35 wählen. Die Methode sei erprobt und doch relativ sicher. DER STANDARD testete das unter neuer Identität.

"Guten Tag, Ostermayer. Ich habe da ein Kuvert mit einem Stimmzettel für den Publikumsrat bekommen. Ich soll eine Teilnehmernummer angeben, aber ich finde sie nicht." Kein Problem, erklärt die nette Dame unter der Wahlhotline 0800 212 012: "Welche Postleitzahl?"

Mit Postleitzahl und Straße in der Heimat von Medienstaatssekretär Josef Ostermayer aus dem Online-Telefonbuch kommt man bei der Hotline rasch zu dessen Teilnehmernummer für die Wahl: "702 200 ..." Offenbar zahlt der Staatssekretär auch im Burgenland ORF-Gebühr.

Das Wahlformular verlangt noch ein Geburtsdatum, das findet sich online beim Kanzleramt. Ab Montag könnten wir mit Nummer, Name und Geburtsdatum für den roten Staatssekretär etwa den schwarzen Seniorenbund-Kandidaten Gerhard Tötschinger wählen, gefaxt etwa von einem Postamt. Wenn wir nicht naturgemäß davor zurückschreckten, für jemand anderen zu unterschreiben. Das wäre Urkundenfälschung, für die bis zu einem Jahr Freiheitsstrafe droht, bei öffentlichen Urkunden bis zu zwei Jahren.

Was tut der ORF, langen für eine Person zwei Stimmzettel ein? Dann gilt der erste, heißt es auf Anfrage auf dem Küniglberg. Wäre also ein Fälscher schneller als der richtige Wähler, käme womöglich seine Stimme zum Zug.

Gesichertes E-Voting als zweite Wahlmethode war dem ORF zu teuer. (Harald Fidler/DER STANDARD, Printausgabe, 22.1.2010)