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ÖVP-Generalsekretär Fritz Kaltenegger wünscht sich, dass die Sozialpartner ein Praktikumsgesetz auf Schiene bringen.

Foto: APA/Pressenlehner

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Die 26-jährige Medientechnikerin Reez Wollner wurde zur "Superpraktikantin" gekürt. Sie darf eine Woche an der Seite von ÖVP-Chef Josef Pröll verbringen.

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Der Praktikumsplatz ist weg, die Forderung nach einem Praktikumsgesetz bleibt. Die ÖVP, versichert deren Generalsekretär Fritz Kaltenegger, sei für hier "jede Diskussion" zu haben. In der Pflicht sieht der "Superpraktikanten"-Koordinator die Sozialpartner, sagt er im Interview mit Oliver Mark.  

derStandard.at: Die Aktion mit dem "Superpraktikanten" ist vorbei. Wie fällt ihr Resümee aus?

Kaltenegger: Ich bin durchaus positiv überrascht. Am Anfang waren wir nicht sicher, weil noch nie eine politische Partei eine derartige Aktion versucht hat, jemanden via Online-Casting hinter die Kulissen der Politik blicken zu lassen. Für mich persönlich überwältigend ist, dass die Jungen so massiv teilgenommen haben.

derStandard.at: Mit wie vielen KandidatInnen hat man kalkuliert?

Kaltenegger: Wir hatten über 400 Bewerber, gerechnet haben wir mit 150. Wir hatten über eine Million Zugriffe auf der Homepage superpraktikant.at, gerechnet haben wir hier mit maximal 300.000. Diese Mobilisierungskraft hat mich selbst überrascht. Man hat das Web 2.0 genutzt und damit ganz neue Kreise erschlossen. Beim Voting sind die fünf Finalisten in Summe auf 160.000 Stimmen gekommen.

derStandard.at: Stichwort "Generation Praktikum": von vielen ist die Aktion als zynisch kritisiert worden. Können Sie das nachvollziehen?

Kaltenegger: Es handelt sich ja um kein klassisches Praktikum. Ich gehe aber mit dieser Kritik um so wie mit jeder: man muss sie natürlich ernst nehmen. Es wird jetzt darüber diskutiert, wie es der Generation Praktikum geht, wo ihre Sorgen und Anliegen sind. Nur eines lass ich nicht gelten. Diejenigen, die diese Show und unseren Umgang mit den Jugendlichen lächerlich machen, sind diejenigen, die kein Angebot haben. Die betreiben nur Schlechtmacherei und das ist aus meiner Sicht nicht in Ordnung.

derStandard.at: Die Gewinnerin erhält ja kein Gehalt: Wird mit dieser Aktion nicht der jungen Generation suggeriert, dass es normal ist, unbezahlt zu arbeiten?

Kaltenegger: Diese Botschaft haben wir nicht transportiert. Es wird ja honoriert, nämlich mit einem einwöchigen Urlaub für zwei Personen in einem österreichischen Skiort. Wir übernehmen die Kosten und bezahlen ein Urlaubsgeld. Die Gewinnerin kann hinter die Kulissen der Politik blicken und ihre Anliegen an diese herantragen. Ich denke, dass das in Summe schon eine runde Geschichte ist.

derStandard.at: Im Nachhinein gesehen: wäre es nicht besser gewesen, ein fixes Honorar in Aussicht zu stellen, um nicht mit dieser Kritik konfrontiert zu werden?

Kaltenegger: Es ist einfach ein anderer Zugang. So etwas hat es bis jetzt in der Politik noch nicht gegeben und wir wollten was Neues probieren. Das ist absolut aufgegangen, gemessen an der regen Beteiligung und wie massiv man zum Beispiel auf Facebook darüber diskutiert hat. Unterstützerkomitees haben sich gebildet, Prominente und Journalisten haben sich eingeschalten. Das Thema an sich bewegt und hat eine ernorme Mobilisierungskraft.

derStandard.at: Nachdem die Aktion breit thematisiert wurde, wäre nicht jetzt ein guter Zeitpunkt, um ein Praktikumsgesetz auf Schiene zu bringen, wie es etwa ÖGB und Arbeiterkammer fordern?

Kaltenegger: Das kann man jederzeit diskutieren. Es ist eigenartig, dass Organisationen wie der ÖGB und die AK diese Aktion gebraucht haben, um sich plötzlich mit den Anliegen der Jugendlichen zu beschäftigen. Das gehört eigentlich permanent auf die Agenda.

derStandard.at: Das heißt, dass ein Praktikumsgesetz durchaus das Resultat dieser Castingshow sein kann?

Kaltenegger: Das Resultat wird es nicht sein, da wir damit eine andere Intention hatten, aber wir sollten selbstverständlich darüber diskutieren, was die Jungen brauchen, auch in Bezug auf die rechtliche Absicherung bei einem Praktikum.

derStandard.at: Ein Drittel der Praktika sind unbezahlt. Können Sie sich in dem Bereich einen gesetzlichen Mindestlohn vorstellen?

Kaltenegger: Das müssen Arbeitgeber und Arbeitnehmer miteinander vereinbaren. Wir sind auf jeden Fall für jede Diskussion zu haben. Auf der einen Seite müssen die Anliegen der Jungen vertreten werden, auf der anderen Seite darf ein Gesetz sie nicht einschränken, den einen oder anderen Job zu erschnuppern. Die Sozialpartnerschaft ist in Österreich dazu da, die Interessen der Arbeitgeber- und nehmer unter einen Hut zu bringen. Unsere Jugendorganisation wird sich in dieser Debatte sehr effektiv einbringen. Diese Diskussion ist zu eröffnen.

derStandard.at: Die ÖVP wird sich also nicht dagegen wehren und Sie glauben, dass Sie hier die Rückendeckung der Wirtschaft haben, der dann billige Arbeitskräfte abhanden kommen würden?

Kaltenegger: Wir werden uns nicht dagegen wehren, ganz im Gegenteil. Der Sinn eines Praktikums ist nicht, eine vollwertige Arbeitskraft zu sein, sondern für sich persönlich auszuloten, wo die Talenten und Interessen liegen und Kontakte zu knüpfen. Das sollte man auch nicht außer Acht lassen. Wenn der ÖGB durch uns auf diese Ideen gekommen ist, dann freuen wir uns. Wir werden uns auf jeden Fall aktiv einbringen. (derStandard.at, 22.1.2010)