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iPad: "Kein kompletter Laptop-Ersatz", aber "für viele wird es reichen".

Foto: AP Photo/Marcio Jose Sanchez

Drei Jahre nach dem Start des iPhones schickt sich Apple an, mit einem neuen mobilen Computer den Markt aufzurollen. Der iPad genannte Tablet-PC ist gerade einmal 1,3 Zentimeter dick, wiegt nicht einmal 700 Gramm und fasst in sein schlankes Aluminium-Gehäuse an der Vorderseite ein komplett überspannendes 9,7 Zoll großes Touchscreen-Display zur Anzeige und Interaktion mit Medien, Programmen zum Arbeiten und Spielen. Während Beobachter, Technik-Interessierte und Analysten im Vorfeld gleichermaßen von einem "überflüssigen aufgeblasenen iPod Touch" wie von einer "Computer-Revolution" sprachen, ohne das Gadget je persönlich genutzt zu haben, sind nun rechtzeitig vor dem US-Marktstart am 3. April die ersten Testberichte der großen amerikanischen Medienhäuser eingetrudelt.

Vieleskönner aber kein Alleskönner

Mit seinem großen Touchscreen eignet sich das iPad vor allem zum Internet-Surfen und Medienkonsum. Der größte Unterschied zu herkömmlichen Laptops sei, dass die Bedienung deutlich intuitiver ausfalle - ähnlich wie beim iPhone, doch ob der Größe wesentlich angenehmer. Laut Wall Street Journal, New York Times und USA Today würde das iPad hier sein Potenzial voll ausschöpfen. Fotos ansehen, Spiele spielen, im Web surfen, Emails lesen und Videos schauen seien ideale Einsatzzwecke.

Obgleich das WSJ kaum Kritik übt, bestehe das iPad der NYT nach nicht auf allen Gebieten. So erhalte man für das Gerät zwar um günstige 30 US-Dollar eine spezielle Bürosoftware, für längere Texte und präzisere Arbeiten sei aber nach wie vor ein Laptop mit physischer Tastatur zu bevorzugen. "Das iPad ist kein Laptop. Es ist nicht annähernd so gut geeignet, um Dinge zu kreieren. Auf der anderen Seite ist es unendliche Male angenehmer, um sie zu konsumieren", schließt die NYT.

Technische Highlights und dunkle Seiten

Wesentliche Faktoren, weshalb sich das iPad so gut bedienen lasse, seien der schnelle Prozessor, das leuchtstarke Display, der reaktionsschnelle Touchscreen, sowie der ausdauernde Akku. Anwendungen würden sich den Berichten nach praktisch unmittelbar nach dem Start öffnen, der Webbrowser mache das Surfen zum angenehmen Erlebnis und mit einer Akkuladung verfüge der Tablet über genügend Strom, um fast 12 Stunden lang online zu sein, zu lesen oder Videos zu schauen. Damit würden sogar die offiziellen Angaben von 10 Stunden übertroffen. Das WSJ betont, hier habe das iPad jedem Netbook etwas voraus.

Gleichzeitig bestätigt die Zeitung, dass es "definitiv Raum für Verbesserungen" gebe. Besonders negativ anzumerken sei die fehlende Unterstützung von Flash-Inhalten, was den Web-Konsum erheblich einschränke. Das Fehlen von Browser-Tabs beeinträchtige das Erlebnis ebenfalls. Außerdem würde kein Multitasking zugelassen, weshalb immer nur ein Programm auf einmal benutzt werden könne. Große Kritik gibt es auch für die offensichtlich mit Bedacht auf kommenden iPad-Versionen ausgelassenen Features wie eine Kamera für Videochats oder einen USB-Port, um externe Speichermedien anzuschließen. Hier müssen Anwender sich auf die Ausführungen von 16 bis 64 GB beschränken. Moniert wird weiteres, das für Filme nicht ideale Bildschirmformat von 4:3.

eBook-Revolution?

Einer der wesentlichen Funktionen ist die Integration eines eBook-Readers und des dazugehörigen iBookStores. Beim Umfang der Inhalte könne Apple noch nicht mit dem Branchenführer Amazon mithalten. Hier steht das Verhältnis 60.000 zu 400.000 Bücher. Das WSJ empfindet das Leseerlebnis mit dem iPad aber als deutlich angenehmer, als mit dem Kindle. Das kontrastreiche LC-Display erweise sich als augenschonend und eigne sich klar besser für Magazine und farbenfrohe Inhalte, als das E-Ink-Display des Kindles. Die NYT wiederum merkt an, dass sich das iPad bei direkter Sonneneinstrahlung nicht zum Lesen eigne und das Gerät fasst doppelt so schwer sei, wie Amazons Ebook-Reader. Zudem dürften die aus dem iBookStore erstandenen Werke ausschließlich auf dem iPad gelesen werden.

Killer-App erwartet

Einig sind die Tester sich beim potenziellen Killer-Feature. Wie beim iPhone würden die Apps auf lange Sicht über Erfolg oder Misserfolg entscheiden. Apple bietet von Haus aus an, die hunderttausenden iPhone-Apps auf dem iPad zu nutzen. Ein Emulator bläst das Bild auf die Größe des iPad-Bildschirms auf. Das Ergebnis sei laut Berichten etwas pixellig, aber dennoch zufriedenstellend. Was möglich sei, würden hingegen die ersten 1.000 speziell für das iPad geschriebenen Applikationen zeigen. Ob Spiel oder Bürosoftware, dank der höheren Auflösung könnten aufwändigere und umfangreichere Inhalte als für das Smartphone produziert werden. Kleiner Wermutstropfen für die Konsumenten: Offensichtlich dürfte das untere Preisniveau von 99 Cent und 1,99 Euro bei iPhone-Apps auf 3,99 Euro beim iPad angestiegen sein.

Man muss es selbst getestet haben

In Summe stellen sämtliche Testberichte dem iPad ein sehr gutes Zeugnis aus. Das WSJ glaubt, dass das iPad vielen Anwendern, die Computer hauptsächlich zum Medienkonsum nutzen, reichen dürfte. Die großen Stärken des Touchscreen-Tablets würden einem erst im Test bewusst. Die einfache, intuitive Handhabung und der kompakte Formfaktor machen ihn zu einem bequemen Allrounder. Zwar könne Apple mit seiner neuesten Schöpfung nicht alle Funktionen eines Notebooks abdecken, glänze dafür in seinen Schwerpunktdisziplinen und biete ein "sehr befriedigendes Nutzererlebnis", so die NYT. USA Today zeigt sich noch mehr angetan und resümiert, "Apple hat ein weiteres beeindruckendes Produkt abgeliefert, das großteils dem Hype gerecht wird". Die NYT gibt dennoch zu bedenken, dass das iPad für viele lediglich als Drittgerät geeignet sein dürfte.

Und wer aus der iPhone-Evolution gelernt hat weiß, man kann sich wohl ob einiger Mängel - wie die fehlende Flash-Unterstützung und Kamera - auch mit mit dem Sprung auf den iPad-Zug noch die eine oder andere Generation Zeit lassen.

(zw)