London - Vor 3700 Jahren war der Sumerer-König Hammurabi, dem wir den gleichnamigen Kodex verdanken, bereits seit einigen Jahren tot. Und auf Kreta machte man sich gerade daran, den durch das Erdbeben zerstörten Palast von Knossos neu aufzubauen.

Auf der arktischen Wrangelinsel ganz im Nordosten des heutigen Russland kämpften um eben diese Zeit die letzten Wollhaarmammuts des Planeten um ihr Überleben - vergeblich, wie wir heute wissen.

Während sich die letzten Spuren der Tiere auf dem sibirischen Festland bereits vor etwas weniger als 10.000 Jahren verlieren, überlebten die haarigen Riesen auf der Insel, die erst vor 9000 Jahren vom Festland abgetrennt wurde, rund 5000 Jahre länger. Vor 3685 Jahren war dann vermutlich auch der letzte noch verbliebene Elefant tot.

Das zumindest behauptet ein schwedisch-russisches Forscherteam, das die DNA von Mammutknochen oder -zähnen aus der Zeit zwischen der Isolation der Insel, die etwas größer ist als das Bundesland Salzburg, und dem endgültigen Aussterben der Mammuts untersuchte. Die Forscher um Veronica Nyström von der Uni Stockholm wollten auf diese Weise herausfinden, ob die Tiere womöglich aufgrund einer zu klein gewordenen genetischen Vielfalt dahingerafft wurden.

Doch das Gen-Material von insgesamt 36 Wrangel-Mammuts und sechs Tieren, die vor 12.000 bis 38.000 Jahren auf dem Festland gelebt hatten, konnte ihre Hypothese nicht bestätigen: Die isoliert lebenden Mammuts hatten zwar alle ein ähnliches Erbgut, was auf einige wenige Vorfahren hindeutet. Die Variabilität nahm aber zwischen 9000 und bis kurz vor dem angenommenen Aussterben der Tiere vor 3700 Jahren sogar wieder leicht zu, wie die Forscher in den Proceedings der Royal Society B schreiben.

Mit anderen Worten: Die Mammuts verschwanden nicht nach und nach, wie es etwa bei Inzucht oder Übernutzung des Lebensraumes geschehen wäre, sondern sie wurden auf einen Schlag dahingerafft.

Das wiederum bestätigt die beiden bisherigen Thesen zum Aussterben der Mammuts (vgl. "PLoS Biology" Bd. 6, Nr. 4): Entweder konnten sie sich einer plötzlichen Klimaveränderung nicht schnell genug anpassen. Oder sie fielen jagenden Menschen zum Opfer. (Klaus Taschwer/DER STANDARD, Printausgabe, 3.-5. 4. 2010)