Auffälliger geht es mit den gelben Punkten eigentlich nicht. Dennoch blieb der philippinische Waran bis vor kurzem unentdeckt.

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Der auf Bäumen lebende Varanus bitatawa lebt großteils von Früchten und besitzt zwei Penisse.

Foto: REUTERS/Joseph Brown/University of Kansas

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Die Aufnahmen wurden im Juni 2009 gemacht, doch erst jetzt konnten DNA-Analysen nachweisen, dass es sich bei dem Tier um eine eigene Art handelt.

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London/Wien - Einen Meister des Versteckspiels stellt man sich anders vor. Die Echse Varanus bitatawa ist zwei Meter lang und grell gepunktet. Sie gehört zur Gattung der Warane, der größten Echsen auf der Erde. Dennoch hat sie sich den Augen der Wissenschaft lange entzogen. Erst jetzt haben Biologen die neue Art im Norden von Luzon, der größten und bevölkerungsreichsten Insel der Philippinen, erstmals gesichtet.

Eine Ursache für diese späte Entdeckung sei das Verhalten des Warans, schreiben die Forscher im Fachblatt Biology Letters der britischen Royal Society. Das Tier sei äußerst scheu und verlasse vermutlich nie den Schutz des Waldes. Dort ernährt sich das Tier ausschließlich vegetarisch und wurde nun ebenda von den Biologen um Rafe Brown von der Uni von Kansas (USA) aufgespürt.

"Es ist ein unglaubliches Tier" , sagt Brown. Eine weitere Besonderheit der Echsen, die freilich auch bei anderen Arten vorkommt: Die Männchen sind mit einem doppelten Penis ausgestattet und können die beiden Geschlechtsorgane auch abwechselnd nutzen.

Brown glaubt, dass es auf den Philippinen noch einiges zu finden gibt: "Nach Madagaskar sind diese Inseln der Ort mit der größten Artenvielfalt weltweit" , sagt er. Lange Bergketten und dichte Wälder würden gute Bedingungen bieten für die Entstehung neuer Arten. "Es würde mich nicht verwundern, wenn dort noch ein großes Säugetier lebt, das wir bisher nicht entdeckt haben" , so Brown im Gespräch mit den Standard.

Obwohl die Landmasse der Erde weitgehend erforscht ist, gibt es immer wieder Entdeckungen neuer Tierarten. So fanden Forscher 1992 in Vietnam ein bis dahin völlig unbekanntes Säugetier, das vietnamesische Waldrind.

Die neueste tierische Sensation ist aber, kaum entdeckt, bereits bedroht. Vor allem durch die Abholzung der Wälder sei die einzigartige Tierwelt der Philippinen gefährdet, sagt Brown. "Ich hoffe, dass dieser neue Waran als nationaler Schatz erkannt wird."

Ganz unbekannt war Varanus bitatawa allerdings nicht. Die Stammesbewohner im Norden der Philippinen kennen die Echse offenbar schon lange, sagt Brown. "Sie haben uns immer wieder erzählt, es gebe hier zwei Echsen. Die eine, die wir kannten, sei zwar häufiger, aber die andere schmecke deutlich besser." (Kai Kupferschmidt/DER STANDARD, Printausgabe, 8. 4. 2010)