Selten gibt es in Fragen der Finanzmarktregulierung einen Konsens. Doch die Reform der Ratingagenturen, die vor der Krise faule Kredite mit AAA (der höchsten Bonität) bewertet haben, wird von Finanzbranche und Politik gefordert. Auch eine europäische Agentur als Konkurrent zu den mächtigen US-Instituten ist im Gespräch.

Doch wieso der Fetisch mit den Buchstaben? Sollen sich Banken und Fonds wieder blind auf ein AAA-Rating verlassen? Gerade diese Bequemlichkeit hat Investoren in komplexe Wertpapierkonstruktionen gelockt, ohne den ökonomischen Gehalt der Papiere infrage zu stellen - das Kürzel für finanzielle Verantwortungslosigkeit war AAA.

Doch die Krise hat gezeigt, dass drei Buchstaben die Komplexität einer Kreditbewertung nicht fassen. Stattdessen ist mehr eigene Prüfung gefordert. Darüber hinaus gibt es längst alternative Anbieter von Bonitätsprüfungen. Und nicht zuletzt die Banken selbst verfügen doch über eine Schar gutbezahlter Analysten und Risikomanager.

Notenbanken und Regulatoren sind auf dem Holzweg, stur von Banken zu verlangen, alle Kredite und Wertpapiere bei den großen Agenturen mit einem Rating versehen zu lassen. Der wichtigste Reformschritt wäre, dass die Finanzaufseher selbst die Ratings weniger für bare Münze nehmen. Dann müssten die Agenturen ihre Dienstleistungen verbessern, um weiter im Geschäft zu bleiben. Bevor das nicht geschieht, bleibt AAA eine leere Hülse.(Lukas Sustala, DER STANDARD; Print-Ausgabe, 30.4.2010)