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Szenen wie diese hier in Santander wird es in Katalonien künftig nicht mehr geben.

Foto: REUTERS/Nacho Cubero

Madrid  - Das Parlament von Katalonien hat die Abschaffung des Stierkampfes in der wirtschaftsstärksten Region des Landes beschlossen. 68 Abgeordnete votierten am Mittwoch in Barcelona für das Verbot, 55 stimmten dagegen. Zudem gab es neun Enthaltungen. Katalonien ist damit die erste Region auf dem spanischen Festland, die den umstrittenen Brauch verbietet.

Der Bann gilt vom 1. Jänner 2012 an. Auf den Kanarischen Inseln wurden Stierkämpfe bereits 1991 für illegal erklärt. In Katalonien (7,4 Millionen Einwohner) gibt es nur wenige Stierkämpfe. Regelmäßige "Corridas" finden nur noch in der einzigen Arena in der Hauptstadt Barcelona statt. Das Verbot gilt aber als starkes Signal für den Rest des Landes. Die Anhänger des blutigen Spektakels wollen nun das Verfassungsgericht in Madrid anrufen.

In der Debatte hatte Prou!-Sprecherin Anna Mula die Abgeordneten am Mittwoch aufgerufen, "eine Botschaft des Erbarmens und des Fortschritts an die Menschheit" zu richten. Für die Tiere bedeuteten die Stierkämpfe nichts weiter als Folter und Schmerz.

Lange Debatte

Die ebenso uralte Debatte über das Für und Wider der umstrittenen Tradition hatte sich angesichts der Abstimmung in Katalonien in den vergangenen Monaten verschärft. Selbst König Juan Carlos, ein bekennender Fan der "Fiesta Nacional" (Nationalfest), schaltete sich ein: "Der Stierkampf hat eine fruchtbare Kunst- und Kulturwelt hervorgebracht", sagte er und verwies auf den Maler Pablo Picasso oder den Dichter Federico García Lorca, für die das blutige Spektakel in der Arena stets eine Quelle der Inspiration war.

Freiwillig hat sich das Parlament in der Region Katalonien (7,4 Millionen Einwohner) mit dem brisanten Thema allerdings nicht befasst. Die Tierschutzinitiative Prou! (Es reicht!) hatte 180 000 Unterschriften für ein Verbot gesammelt. Ende vergangenen Jahres beschlossen die Abgeordneten mit knapper Mehrheit, über den Antrag zu beraten. "Die Menschenrechte sind in Spanien garantiert, nun ist es an der Zeit, auch an die Rechte der Tiere zu denken", sagt der Prou!- Vorsitzende Leonardo Anselmi, der als gebürtiger Argentinier Spaniens Tierschützern zu einem historischen Triumph verhelfen könnte.

Die Anhänger der Fiesta argumentieren dagegen, dass ein Brauch nicht einfach per Gesetz abgeschafft werden dürfe. "Es geht doch nicht um Abtreibung! Dass wir im 21. Jahrhundert darüber diskutieren, eine jahrhundertealte Tradition zu verbieten, ist schrecklich", meinte etwa Filmregisseur Agustin Diaz Yanes.

Der Ruf nach einem Bann hat aber auch eine wichtige politische Komponente: Für Nationalisten und Separatisten in Katalonien ist der Stierkampf Ausdruck des "spanischen Imperialismus". Allerdings: An ein Verbot der in vielen katalanischen Dörfern beliebten Stiertreiben, den "correbous", wagen sie sich auch nicht heran. Die Tiere werden dabei mancherorts mit brennenden Teerkugeln an den Hörnen durch die Straßen gehetzt.

Ein Bann des Stierkampfes käme Toreros, Züchter und Stierkampfveranstalter teuer zu stehen. Schätzungen zufolge geht es um Einbußen von rund 300 Millionen Euro. Diese Summe will allein der Besitzer der Arena von Barcelona, Pedro Balana, als Entschädigung verlangen, falls das Verbot beschlossen werden sollte. Allerdings ist der Stierkampf in Katalonien - wie auch in vielen anderen Teilen Spaniens - schon seit langem in der Krise. Vor allem junge Leute wollen von dem blutigen Spektakel nichts wissen. In den 50er und 60er Jahren war Barcelona eine Hochburg der Toreros, doch nun ist nur noch Balanas Arena, genannt "La Monumental" (Die Monumentale), übrig.

Auf den Kanarischen Inseln sind Stierkämpfe bereits 1991 für illegal erklärt worden. Damals regte sich darüber kaum jemand auf, weil die "Corridas" dort nur wenige Anhänger hatten. (APA)