Sichtbar unter dem Mikroskop: Der weibliche Madenwurm enthält zahlreiche Eier.

Foto: Gerald Ruckenbauer

Ein Anblick auf den man gut und gern verzichten kann: Kleine weiße Würmer die sich in der Toilette rege auf dem großen Geschäft tummeln. Abstoßend und lästig, aber trotzdem kein Grund panisch zu sein: Nicht nur, dass über eine Milliarde Menschen weltweit diese Parasiten mit sich herumträgt, die Infektion mit den Oxyuren richtet in aller Regel keine gesundheitlichen Schäden an. 

Der Madenwurm, auch Aftermade, Oxyuris vermicularis oder Pfriemenschwanz genannt ist der häufigste Eingeweideparasit des Menschen und gehört zur Wurmklasse der Nematoden. Er lebt im Dünndarm und ernährt sich dort vom vorüberziehenden Nahrungsbrei. Das begattete Weibchen kriecht nachts aus dem After und legt bis zu 15000 Eier im Analbereich ab. Danach stirbt das Weibchen, das Männchen tut das bereits nach der Paarung.

Selbstinfektion durch Anus-Finger-Kontakt

Die infektiösen Eier sind es, die den Menschen und insbesondere den Kindern, zu schaffen machen. Sie verursachen Juckreiz und das erleichternde Kratzen führt dazu, dass die Eier über die Fingernägel den Weg zurück in den Mund finden. „Dieser Anus-Finger-Mundkontakt führt zur Reinfektion", weiß Franz Reinthaler, stellvertretender Vorstand des Instituts für Hygiene, Mikrobiologie und Umweltmedizin der medizinischen Universität in Graz. Im Magen- oder Zwölffingerdarm schlüpfen die kleinen Larven und reifen im Dickdarm innerhalb von zwei Wochen zu erwachsenen Würmern heran. 

Glück hat, wer Madenwürmer beherbergt, die nach ihrer Reise durch den Verdauungstrakt das Tageslicht auch lebend erblicken. Denn dann ist die Diagnose auf einen Blick klar. Ansonsten orientiert sich der Mediziner neben dem quälenden Juckreiz im Analbereich an recht unspezifischen Symptomen, wie Schlafstörungen oder den daraus resultierenden Konzentrationsschwierigkeiten tagsüber. Bei besonders massivem Befall sind auch Bauchschmerzen, Übelkeit oder Symptome einer chronischen Blindarmreizung bzw. -entzündung möglich.

Tixostreifen-Test

Besteht also ein Verdacht, dann ist dieser auch bei wurmfreiem Stuhl, rasch bestätigt. Mit einem Tesafilm-Test lassen sich die Madenwurmeier in der Analregion problemlos nachweisen. Der Streifen wird morgens nach dem Aufstehen auf den Anus geklebt und gleich wieder abgezogen. Die daran haftenden Eier lassen sich unter dem Mikroskop identifizieren. 

Dass die Oxyuriasis unter Kindern eine Prävalenz von bis zu 50% besitzt, hängt nicht nur mit dem permanenten Risiko einer Selbstinfektion zusammen, sondern hat auch mit der besonderen Überlebens- und Infektionsfähigkeit der Eier zu tun. Von drei Wochen gehen Experten im Durchschnitt aus. Bettzeug und Unterwäsche dienen dabei als klassische Infektionsquellen und nicht immer erfolgt die Ansteckung dabei über den direkten Kontakt. „Wer in der Früh Betten macht und dabei das Leintuch durch die Luft wirbelt, darf auch einmal mit einer aerogenen Infektion rechnen", erklärt der Grazer Experte.

Medikamente und Begleitmaßnahmen

Der Hausstaub als mögliche Infektionsquelle erklärt auch den Aufwand, den die Bekämpfung dieser parasitären Infektion mit sich bringt. Neben dem täglichen Wechseln der Bettwäsche und Kleidung, dem Waschen der selbigen (die Eier degenerieren bei circa 60 Grad Celsius), gehört auch das wiederholte feuchte Aufwischen der Böden und sonstigen Flächen mit heißem Wasser dazu. 

Als alleinige Maßnahmen sind diese jedoch nicht genug. Nur eine medikamentöse Therapie macht den Würmern den tatsächlichen Garaus. Warum es trotz Anwendung eines Antihelminthikums immer wieder zu hartnäckigen chronischen Infektionen kommt, führt Reinthaler auf unzulänglich durchgeführte Maßnahmen zurück. Zur Behandlung stehen derzeit Pyrantel Pamoat (Combantrin), Mebendazol (Pantelmin) oder Albendazol (Eskazole) als wirksame Substanzen zur Verfügung. Sofern sich der der Tixostreifen-Test bei Familienangehörigen als negativ erweist, ist es laut Reinthaler nicht erforderlich diese zu therapieren. Der Wurmträger jedoch darf mit einem langfristigen Erfolg rechnen, wenn er ganz nebenbei noch häufig seine Hände wäscht, die Fingernägel kurz abschneidet und die Analhaut eventuell mit einer Salbe abdeckt. (derStandard.at, 29.7.2010)