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Michael Schumacher und Rubens Barrichello werden keine Freunde mehr.

Foto: EPA/SZILARD KOSZTICSAK

Berlin/Wien/Budapest - Die Fernseh-Bilder haben nun auch Michael Schumacher überzeugt. Dass er mit seinem Manöver in Budapast übers Ziel hinausgeschossen ist, hat der Formel-1-Rekordweltmeister einen Tag nach seiner Aktion gegen Rubens Barrichello eingesehen. Er habe es Barrichello "natürlich schwer machen" wollen, ihn zu überholen. "Aber ich wollte ihn logischerweise nicht gefährden. Wenn er dieses Gefühl hatte, dann sorry, das war nicht meine Absicht", hieß es am Montag auf der Homepage Schumachers. Nach dem Rennen hatte dieser noch zu Protokoll gegeben hatte, dass man sich schließlich nicht auf einer "Kaffeefahrt" befinde.

Nach Ansicht der Fernsehbilder und mit mittlerweile kühlerem Kopf kam der 41-Jährige zu der Einsicht: "Das Manöver gegen ihn war zu hart." Direkt nach dem Großen Preis von Ungarn sei er "noch in der Hitze des Geschehens" gewesen, bekannte Schumacher, dem Selbstkritik bekanntlich nur schwer oder gar nicht über die Lippen kommt.

Konsequenzen

Er hatte kurz vor Ende des 12. Saisonrennens mit seinem Mercedes Barrichello beinahe in die Boxenmauer gedrängt, als der ihn im Kampf um den zehnten Platz, der nach der neuen Formel-1-Punktevergabe einen Zähler einbringt, überholte. Für die FIA war dies eine illegale Behinderung. Schumacher wird beim nächsten Rennen in Spa am 29. August in der Startaufstellung um zehn Plätze nach hinten versetzt, so das Urteil der Rennkommissare.

Barrichello hatte sich über seinen früheren Ferrari-Teamkollegen auch im sozialen Netzwerk "Twitter" bitter beschwert und das Verhalten des Deutschen als "gefährlichstes jemals gegen mich gefahrenes Manöver" bezeichnet. Er forderte seine 469.000 Follower deshalb auf, ihre Gefühle auf darzulegen und erklärte damit dem von ihm zuletzt immer offener kritisierten Schumi endgültig den "offenen Krieg".

Nach den heftigen Vorwürfen Barrichellos hatte sich auch der Schweizer Sebastian Buemi über eine Aktion von Schumacher beschwert. "In der ersten Kurve hat mich Schumacher nach links gedrückt und ich musste hart bremsen, sonst wäre ich von der Strecke geflogen", sagte der Toro-Rosso-Fahrer.

"Niedergang des Kaisers Michael Schumacher"

Auch die internationale Presse hat Michael Schumacher schwer getadelt. Die spanische Sportzeitung "Marca" schrieb vom "Niedergang des Kaisers Michael Schumacher". Der 41-Jährige habe das Leben seines Ex-Teamkameraden Rubens Barrichello in Gefahr gebracht. "Schumachers Rückkehr zur Formel 1 wird zu einem der schwärzesten Kapitel in der Geschichte dieser Sportart", befand das Blatt.

Die italienische "La Gazzetta dello Sport" meinte: "Schumacher ist wie immer: Er gibt seine Fehler nie zu und er verhält sich im Umgang mit allen Piloten abschätzig." Der englische "Daily Mail" titelte auf seiner Homepage: "Zeit für Michael Schumacher zu gehen nach dem Wahnsinns-Manöver gegen Rubens Barrichello."

Einer der heftigsten Schumacher-Kritiker war Niki Lauda. "Das war das Ärgste, die größte Sauerei die ich je gesehen habe. Es hätte Tote geben können", meinte der dreifache Formel-1-Weltmeister und selbst der wesentlich besonnenere Ex-GP-Pilot Alexander Wurz befand: "Das Arge ist, dass Michael es mit voller Absicht gemacht hat. Das ist nicht in Ordnung, es war weit über der Grenze."

"Hätte Barrichello nicht den Crash in die Mauer gerade noch vermieden, wäre er im Krankenhaus gelandet - wenn es nicht sogar schlimmer ausgegangen wäre", schrieb "Tuttosport" am Montag. "Wenn er vor mir in den Himmel kommen möchte, ist mir das egal", hatte Barrichello nach dem Rennen gesagt. 

"Tun sie bitte das genaue Gegenteil!"

Für "Il Secolo XIX" war es "Schumachers unrühmlicher Untergang". Und "La Repubblica" bezeichnete es als "Wahnsinns-Manöver von Opa Schumacher." Dass Schumacher als Botschafter für eine Sicherheits-Kampagne des Internationalen Automobilverbandes FIA im Einsatz ist, war für die "Gazzetta" ein gefundenes Fressen. "Ein kleiner Rat für alle, die jetzt in die Ferien starten: Wenn jemand versucht, sie zu überholen, tun sie bitte das genaue Gegenteil von dem, was der gefeierte Ex-Champion in Ungarn gemacht hat!" (APA/sid/red)