Das Tempo von General Motors erscheint atemberaubend. Kaum der Insolvenz entwichen, rollt der Konzern mit Vollgas an die Börse. Kurze Zeit, nachdem Autoexperten den einstigen Branchenprimus totgesagt haben, wird seine Auferstehung gefeiert. Beide Befunde waren und sind reichlich übertrieben.

Klar ist, dass der Konzern seine Kostenbasis deutlich verbessert hat. Saab, Pontiac, Hummer und Saturn sind ebenso GM-Geschichte wie tausende Arbeitsplätze und zahlreiche Werke. Macht unter dem Strich fast sieben Milliarden Dollar an Einsparungen, die auch bei geschrumpften Absatzzahlen in Nordamerika ein rentables Wirtschaften erlauben. Und des gewaltigen Schuldenbergs hat sich Detroit ja großteils im Zuge der Insolvenz entledigt.

Dennoch: Nach jahrelangen Verlusten können zwei positive Quartale nicht für einen nachhaltigen Umschwung herhalten, schon gar nicht als Referenz für einen Börsengang. Dazu kommt, dass GM eher im preisintensiven Wettbewerb mit Autoflotten für Unternehmen oder öffentliche Einrichtungen punktet und beim lukrativeren Absatz an Private weiter einbüßt. Ganz zu schweigen von den Problemen in Europa, wo Opel weiter riesige Verluste einfährt.

Möglich, dass das Bleifuß-Rennen an die Börse von "Government Motors" durch Barack Obama beeinflusst wird. Verstaatlichung und Insolvenz waren riskante Manöver. Ein Erfolgssignal vor den Kongresswahlen wäre willkommen. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 18.8.2010)