Innsbruck - Der Vorstand der Tirol Milch hat sich nach einer Vorstandssitzung am Mittwoch eindeutig für einen Zusammenschluss mit der oberösterreichischen Berglandmilch ausgesprochen. Er folgte damit den Empfehlungen von Milchwirtschafts-Experten, die einhellig der Meinung waren, dass ein gemeinsamer Weg mit den Oberösterreichern der "sicherere" und "einfachere" wäre.
Stefan Lindner, interimistischer Obmann der Tirol Milch, sprach von einem "guten Weg für die Tiroler Milchbauern" und sicherte zu, dass auch in Zukunft wo Tirol Milch drauf steht Tirol Milch drin sein soll. Würde die Tirol Milch selbstständig bleiben, sei damit ein sehr großes Risiko verbunden, meinte Hannes Weindlmaier von der TU München, gleichzeitig betonte er aber auch, dass die Tirol Milch deshalb noch lange kein Übernahmefall sei. Den größten Vorteil sieht Weindlmaier darin, dass die Milchbauern sofort vom höheren Milchpreis profitieren würden.
Kernproblem hoher Versandmilchanteil
Milchwirtschafts-Experte Hannes
Weindlmaier von der TU Wien stuft den hohen Anteil der Versandmilch bei der
Tirol Milch als eines der Kernprobleme ein. Diese sei hohen preislichen
Schwankungen unterworfen. Außerdem bezeichnete er die große Vielfalt von
Produkten, die die Tirol Milch im Sortiment habe, als "kostenmäßig nicht
unbeding günstig". Auch "Managementfehler" hätten dazu geführt, dass das
Unternehmen in den vergangenen Jahren im Wettbewerb stark zurückgefallen
sei.
Vor allem in der Innovationskraft der Berglandmilch sieht
Weindlmaier eine große Chance für die Tirol Milch. Die Berglandmilch verfüge
über ein eigenes Innovationszentrum und sei seiner Meinung nach was Innovation
angehe Marktführer in Österreich. "Wachstum ist eigentlich nur durch innovative
Produkte möglich", meinte der Experte. Johann Dirndorfer von der Gesellschaft
für Kostenrechnung und Controlling war der Ansicht, dass die Tirol Milch, sollte
sie eigenständig bleiben, zwei bis drei Jahre brauchen würde um die positiven
Effekte, die bei einer "Einbringung" in die Berglandmilch sofort zu erzielen
wären, benötigen würde.
Segen der Eigentümer noch ausständig
Der Beschluss des Vorstandes, in Zukunft einen
gemeinsamen Weg mit der Berglandmilch einzuschlagen, braucht jetzt noch den
Segen der Eigentümer, den Milchbauern. Eine außerordentliche Generalversammlung
soll noch im September statt finden. Damit die Milch-Ehe endgültig grünes Licht
bekommt, müssten zwei Drittel der rund 160 Delegierten zustimmen. Im Anschluss
an die Vorstandssitzung wurden am Mittwoch auch die Delegierten über die
Entscheidung informiert. Es gab durchaus kritische Stimmen, sagte Stefan
Lindner, interimistischer Obmann der Tirol Milch. Bei den Bauern sei ein
intensiver Diskussionsprozess im Gang. Einige hängen offenbar sehr an der
Vorstellung, dass die Tirol Milch weiterhin einen eigenständigen Weg gehen
könnte.
Linder verwies darauf, dass die Entscheidung letztendlich bei den
Bauern selbst liege. Er stellte allerdings klar, dass sowohl bei einer
"Stand-alone-Lösung" als auch bei einem Zusammenschluss mit der Berglandmilch
Restrukturierungsmaßnahmen, die auch zu Einschnitten beim Personal führen
werden, notwendig sind. Darüber hinaus müssen unrentabel Produkte aus dem
Sortiment genommen werden und der Anteil der Versandmilch reduziert werden,
erklärte Lindner. Eine Tirol Milch Produktions- und Vertriebsgesellschaft mit
Standort in Wörgl soll es aber weiterhin geben. Nicht garantieren könne er
allerdings dafür, dass auch in Lienz künftig noch produziert werde. (APA)