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Jean-Jacques Jaeger präsentiert fossilierte Zähne anthropoider Primaten, die in Dur At-Talah in der Sahara gefunden wurden.

Foto: REUTERS/Philippe Wojazer

Berlin - Die Ururahnen des Menschen entstanden möglicherweise doch nicht in Afrika, berichtet ein internationales Forscherteam in der Zeitschrift "Nature". Vielmehr deuten 39 Millionen Jahre alte Fossilienfunde in Libyen darauf hin, dass die höheren Primaten aus Asien stammen, wo bereits Fossilien früher Anthropoiden entdeckt worden sind.

Die Funde

Die Paläontologen um Jean-Jacques Jaeger von der Universität Poitiers entdeckten in Zentrallibyen insgesamt vier Fossilien, die alle etwa 38 bis 39 Millionen Jahre alt sind. Mit einem Gewicht von 120 bis 470 Gramm waren die Tiere eher winzig, aber die Tragweite ihrer Entdeckung könnte sich als gewaltig erweisen: Die vier Fossilien umfassen gleich drei verschiedene Familien von anthropoiden Primaten, die alle zur gleichen Zeit im mittleren Eozän lebten.

Die erstaunliche damalige Artenvielfalt zeigt, dass sich die Anthropoiden schon vorher über einen langen Zeitraum entwickelt haben. Allerdings fehlen in Afrika ältere Hinweise darauf, trotz enorm vieler Ausgrabungen. Daher vermuten die Forscher, dass mehrere schon voll entwickelte Arten den Kontinent, der während des Eozäns noch eine Insel war, von Asien aus besiedelten, zusammen mit Nagetieren und anderen Säugern. Anders lasse sich das so plötzliche Auftreten gleich mehrerer zeitgleich lebender verschiedener Primatenformen kaum erklären.

Schlussfolgerung

Der ebenfalls an der Studie beteiligte Paläontologe Christopher Beard vom Carnegie Museum für Naturgeschichte in Pittsburgh vertritt diese Theorie schon seit Jahren. "Wenn unsere Vorstellung stimmt, dann war die Kolonisation Afrikas durch Anthropoide ein wirklich entscheidendes Ereignis, einer der Schlüsselmomente unserer Evolutionsgeschichte", sagt er. "Damals war Afrika ein Inselkontinent. Als diese Anthropoiden auftauchten, gab es auf dieser Insel nichts, was mit ihnen konkurrieren konnte." Also florierten die menschlichen Urahnen, fächerten sich immer weiter auf, und aus einem der Seitenzweige entwickelte sich Millionen Jahre später der Mensch. "Wenn unsere frühen anthropoiden Ahnen nicht von Asien nach Afrika ausgewandert wären, gäbe es uns heute nicht", meint Beard. (APA/dapd/red)