Seine Lebensgeschichte war eine jener Odysseen, die nach 1938 so viele aus Österreich vertriebene Menschen auf sich nehmen mussten. Da sein Vater Jude war, hatte der katholisch aufgewachsene Kurt Baier 1938 Wien zu verlassen, um zu überleben. Dem Jus-Studenten gelang die Flucht nach England. Nach seiner Internierung 1940 gelangte er mit viel Glück nach Australien, wo er in Melbourne bei drei Wittgenstein-Schülern aus Cambridge Philosophie studierte, ehe er 1952 in Oxford seinen Doktor machte.

Seine weitere Karriere führte ihn zunächst zurück nach Melbourne, wo er Professor wurde. 1958 erschien das wohl wichtigste Werk des Spezialisten für Moralphilosophie, "The Moral Point of View: A Rational Basis of Ethics", in dem er eine rationalistische Begründung der Moral vorlegte und die Rolle der Vernunft bei moralischen Entscheidungsprozessen würdigte.

Baier übersiedelte 1962 in die USA, wo er bis zu seiner Emeritierung 1987 an der Universität Pittsburgh lehrte und über Probleme der praktischen Philosophie und dabei insbesondere an Fragen der Ethik forschte. Kurt Baier, einer der letzten Zeitzeugen der "Vertriebenen Vernunft", starb am 23. Oktober in Neuseeland. (tasch, 31. Oktober 2010)