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Die Tieflader auf dem Weg nach Gorleben. Mittlerweile sind sie dort eingetroffen.

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Polizei trägt Demonstranten weg.

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Feuer des Widerstands.

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Tierische Unterstützung: Eine Schafherde auf der Straße nach Gorleben.

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In der Nähe des deutschen Grenzort Berg blockierten Hunderte Atomgegner die Schienenstrecke.

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Aktivisten von Greenpeace lichteten den Zug mit einer Wärmebildkamera ab. Hier gibt es mehr Fotos davon

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Gorleben - Mit über eintägiger Verspätung und nach den größten Anti-Atom-Protesten in der Region seit über 30 Jahren ist der Atommüll-Transport im deutschen Zwischenlager Gorleben eingetroffen. Am Dienstagvormittag erreichten die elf Tieflader mit den Castor-Behältern aus der französischen Wiederaufarbeitungsanlage La Hague ihr Ziel. Damit dauerte der bisher längste Castor-Transport 92 Stunden, also rund vier Tage. Er war durch Widerstand von Zehntausenden Demonstranten immer wieder aufgehalten worden.

Die Anti-Atom-Bewegung bezeichnete die Proteste als großen Erfolg und kündigte weitere Proteste gegen die Atompolitik der Regierung an. Die Demonstrationen zeigten, dass die Menschen "die verlogene und konzernhörige Atompolitik" der Regierung satthätten, sagte Tobias Riedl von Greenpeace. "Angela Merkel ist eine Kanzlerin ohne Volk." Der Protest-Mitorganisator Jochen Stay sagte: "Die Demonstranten hier im Wendland haben in den letzten Tagen mehr politische Verantwortung bewiesen als die Regierenden in Berlin." Ein Endlager sei in Gorleben nicht durchsetzbar. "Jetzt muss die Regierung reagieren."

Der niedersächsische Innenminister Uwe Schünemann sagte, nach einer ersten Bilanz seien 78 Beamte von den Atom-Gegnern verletzt worden. Gegen 172 Demonstranten seien Strafverfahren eingeleitet worden. Ein Sprecher der Bundespolizei sprach aber von insgesamt weitgehend friedlichen Protesten.

Polizeigewerkschaft kritisiert Regierung

Auch die Polizeigewerkschaft GDP kritisierte die Regierung und sprach von einer politischen Irrfahrt. Die Polizei sehe sich immer mehr als Erfüllungsgehilfe zum politischen Machterhalt, sagte GDP-Chef Konrad Freiberg. "Es war ein politischer Fehler, den mühsam errungenen Atomkonsens aufzukündigen." Zudem sei die Polizei in den vergangenen Jahren personell geschwächt worden. "Ich fordere die Bundesregierung und die Länder auf, diese fatalen Irrfahrten zu korrigieren." Ein Einsatz in dieser Größenordnung - es nahmen 17.000 Polizisten teil - müsse einmalig bleiben.

Der Zug mit den elf Atommüll-Behältern war am Freitag in Frankreich gestartet. Ursprünglich sollte der Transport Montag früh im Zwischenlager eintreffen. Demonstranten hatten aber immer wieder Gleise besetzt und teilweise auch versucht, den Schotter an den Schienen zu entfernen und die Strecke so unpassierbar zu machen. Nach der Umladung auf Lkw wurden auch Straßen blockiert.

Blockade in der Nacht aufgelöst

Um 08.35 Uhr am Dienstag verließ der erste von elf Tiefladern den Verladebahnhof in Dannenberg, um die letzten 20 Kilometer bis zum Atommüll-Zwischenlager Gorleben auf der Straße zurückzulegen. Der Konvoi schwenkte auf die nördliche der beiden möglichen Routen nach Gorleben ein. Zuvor hatte die Polizei in einer 13-stündigen Aktion eine Blockade der Umweltorganisation Greenpeace mit einem umgebauten Bierlastwagen als Straßensperre nahe dem Verladebahnhof beseitigt. Im Inneren hatten sich Aktivisten in einem Betonblock verankert. Parallel dazu hatten Einsatzkräfte am Zwischenlager in Gorleben begonnen, eine Sitzblockade von bis zu 4.000 Atomkraftgegnern zu räumen. Dies war gegen 07.30 Uhr Dienstag früh abgeschlossen. Ein Sprecher der Bundespolizei sagte Reuters TV, insgesamt seien die Proteste friedlich gewesen.

Der Castor-Konvoi brauchte für die letzten 20 Kilometer vom Verladebahnhof Dannenberg bis ins Zwischenlager Gorleben mit den elf Tiefladern nur rund 80 Minuten - weitaus weniger Zeit als sonst auf der letzten Etappe üblich. Die während der vergangenen Jahre harten Auseinandersetzungen zwischen Polizei und Atomkraftgegnern auf diesem Schlussstück waren diesmal weniger ausgeprägt.

An Kundgebungen und Blockaden im Wendland hatten sich dieses Jahr deutlich mehr Menschen beteiligt als bei früheren Castor-Transporten. Der Zulauf wird auch mit dem Ärger über die umstrittene Akw-Laufzeitverlängerung erklärt.

Im Zwischenlager in Gorleben befinden sich nach Angaben des Betreibers, der Gesellschaft für Nuklear-Service (GNS), mit der Ankunft des jüngsten Transports 102 Castoren voll hochradioaktiver Abfälle. Der nächste Transport aus La Hague ist für 2011 geplant. Weitere Castoren aus der britischen Aufarbeitungsanlage Sellafield werden voraussichtlich in den Jahren 2014 bis 2017 folgen. (APA)