"A Child-Lover's Code of Conduct": Tausende User drohten Amazon.com mit Boykott

Foto: derStandard.at/Screenshot

Nach einem Proteststurm von Konsumenten hat der Online-Händler Amazon.com das eBook "The Pedophile's Guide to Love and Pleasure: A Child-Lover's Code of Conduct" aus seinem Sortiment genommen. In über 2.000 Kommentaren drohten User der Plattform mit Boykott, sollte das Werk, das Pädophilie nicht nur verteidigt, sondern auch einen Verhaltens-Codex für Pädophile beinhaltet, nicht aus dem Angebot gestrichen werden. Dass es überhaupt soweit kommen konnte, liegt dabei nicht unbedingt an Amazons liberalen Ansichten zur Redefreiheit, berichtet CNN. Schuld daran sei ein lückenhaftes Kontrollsystem, das es Selbstverlegern im weitesten Sinne überlässt, was sie auf der Plattform veröffentlichen oder nicht.

"Kein Problem"

Die Problematik, die sich der weltgrößte Online-Händler dabei stellen muss ist, dass offensichtlich kein genauer Überblick darüber herrscht, welche digitalen Inhalte über die hauseigene eBook-Plattform angeboten werden. Amazon fordert die Verleger zwar auf zu überprüfen, ob mit einem Buch gegen lokales, nationales oder internationales Recht verstoßen wird, selbst überprüft werde dies aber anscheinend nicht, so die Kritiker.

Die Aufforderung zur Selbstkontrolle führt insbesondere dann ins Leere, wenn sich ein Verleger gar nicht im Unrecht sieht. Im Fall des "Child-Lover's Code of Conduct" meint der Autor im Interview mit CNN jedenfalls im Recht zu sein. Er habe das Buch herausgegeben, um auf die seiner Meinung nach "unfaire" Portraitierung von Pädophilen in den Medien aufmerksam zu machen. "Echte Pädophile lieben Kinder und würden ihnen niemals wehtun", so der Autor. Dabei gibt er zu, dass sein Werk auch eine Anleitung und ein Verhaltenscodex für Pädophile sei und, dass dies bis zu einem gewissen Grad kein gröberes Problem darstelle. "Penetration ist verboten. Das kann man mit einem Kind nicht machen. Aber ich glaube nicht, dass an Küssen und Liebkosen etwas Falsch sein kann", so der Verfasser des Buches.

Verschwörungstheorien

Während die Mehrzahl der Kunden im Forum von Amazon.com ihre Bestürzung äußerten, traten auch einige für die Redefreiheit des Autors ein. Andere wiederum vermuteten einen Trick des FBI, um gezielt Pädophilen auf die Spur zu kommen. Eine offizielle Stellungnahme seitens des Online-Händlers blieb bislang aus. Den Richtlinien nach nehme man sich aber das Recht heraus, darüber zu entscheiden, ob veröffentlichte Inhalte "angebracht" seien oder nicht. Nach dem Vorfall dürfte Amazon wohl nun einen genaueren Blick in sein Sortiment werfen. Dem Autor hat die mediale Berichterstattung zumindest aus finanzieller Sicht geholfen. Laut Branchenblog Gawker seien die Verkaufszahlen nach Veröffentlichung der ersten Berichte innerhalb eines Tages um über 100.000 Prozent angestiegen. Der Pädophilie-Guide schaffte es damit zumindest kurzfristig in die Top 100 der Amazon-Bücherverkaufscharts. Davor hätte der Autor angeblich lediglich ein Exemplar verkauft.

History repeating 

Wie die Nachrichtenagentur dpa anmerkt, ist es nicht das erste Mal, dass Amazon wegen umstrittener Titel in seinem Versandhandel kritisiert wird. Im Jahr 2002 drohte eine konservative US-Organisation dem Unternehmen wegen des Verkaufs von "Understanding Loved Boys and Boylovers" mit einer Klage. Das Buch ist noch immer bei Amazon erhältlich. Im Jahr 2009 stoppte der Onlinehändler den Vertrieb des Computerspiels "RapeLay". Das Spiel, in dem der Hauptdarsteller eine Mutter und deren Tochter verfolgt und vergewaltigt, war von zahlreichen Interessengruppen und in den Medien heftig kritisiert worden. (zw)

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